Noch immer nehmen vor allem Heranwachsende zu viel Zucker zu sich. Zwar ist die Zuckerzufuhr bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland rückläufig, doch der Beitrag aus Süßwaren ist weiterhin viel zu hoch. Das ergab eine Auswertung der DONALD-Studie.
Heranwachsende sind besonders anfällig für eine hohe Zuckerzufuhr
Dass zu viel Zucker ungesund ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Mit der „Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie: Weniger Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten“ gibt es Bestrebungen, die Zuckerzufuhr vor allem aus Fertignahrungsmitteln deutlich zu senken.
In der DONALD-Studie (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) untersuchen Wissenschaftler der Universitäten Bonn und Paderborn seit einiger Zeit die Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen. Vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter werden in der offenen Kohortenstudie in regelmäßigen Abständen detaillierte Daten zu Ernährungsverhalten, Wachstum, Entwicklung, Stoffwechsel und Gesundheitsstatus erhoben.
Tatsächlich ist die Zuckerzufuhr bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland seit 2005 rückläufig. Doch mit 16% der Tagesenergieaufnahme liegt sie immer noch deutlich über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von maximal 10%.
Ein Problem: Die größte Zuckerquelle für Kinder und Jugendliche stellen Süßigkeiten dar. Sie werden jedoch von der Nationalen Strategie nicht erfasst, da es sich um Genussmittel handelt. Als solche sollten sie sowieso nur selten verzehrt werden.
Süßis haben den weitaus größten Anteil an der Zuckerzufuhr
Wie sich die Zufuhr aus verschiedenen Zuckerquellen in den letzten Jahren verändert hat, veröffentlichten die Wissenschaftler der DONALD-Studie in der Fachzeitschrift „Nutrients“.
Sie unterschieden zwischen
- „freiem Zucker“: Zucker in der Nahrung, der vom Hersteller oder bei der Zubereitung im Haushalt zugefügt wird, plus der Zucker aus Säften, und
- „Gesamtzucker“: der komplette Zuckergehalt eines Lebensmittels einschließlich der natürlich enthaltenen Zucker.
Die Wissenschaftler richteten ihr Augenmerk auf die Aufnahme von freien Zuckern als prozentualer Anteil der Tagesenergieaufnahme aus sieben Lebensmittelgruppen: Zucker und Süßigkeiten, Säfte, Milchprodukte, zuckergesüßte Getränke, süße Brote und Kuchen, Frühstückszerealien und anderen Quellen.
Das Hauptergebnis: Süßwaren und Zucker hatten den weitaus größten Anteil an der Zufuhr von freien Zuckern, gefolgt von Säften.
Die Zufuhr von freiem Zucker aus Süßwaren und Zuckern war als Hauptquelle bei Mädchen rückläufig, allerdings in weit geringerem Maße als die Zufuhr aus anderen Quellen. So sank die Zufuhr an zuckergesüßten Getränken bei Jungen und Mädchen, während der Konsum an freien Zuckern aus Säften zunächst bis 2000 anstieg, seit 2005 jedoch ebenfalls deutlich sinkt. Die Zufuhr an freien Zuckern aus Milchprodukten nahm bis 2010 leicht zu, ist seither jedoch wieder rückläufig.
Die Aufnahme von freien Zuckern aus süßen Broten und Kuchen sowie Frühstückszerealien war in sämtlichen Altersgruppen zu allen Zeitpunkten insgesamt gering.
Ernährungsempfehlungen müssen erweitert werden
Die Zuckerzufuhr liegt noch weit über den Empfehlungen. Daher, so die Wissenschaftler, sollten Maßnahmen umgesetzt werden, die den rückläufigen Trend unterstützen, etwa indem Süßigkeiten in zukünftige Public-Health-Maßnahmen einbezogen werden.
Quelle
Perrar I, et al. Time and age trends in free sugar intake from food groups among children and adolescents between 1985 and 2016. Nutrients 2019. DOI: 10.3390/nu12010020.