Lungenkrebsscreening für Raucher: 4155 Tote weniger in 6,5 Jahren

Laut der aktualisierten S3-Leitlinie zum Lungenkrebs soll es für Raucher ein Früherkennungsprogramm für Lungenkrebs geben. Dieses könnt viele Leben retten, aber wollen wir das überhaupt?

Beim Brust- und Darmkrebs sind sie bereits Realität: breite Screeningprogramme der Bevölkerung. Auch für Lungenkrebs-Risikopatienten existieren schon länger Daten aus den USA und den Niederlanden, dass ein Computertomographie-(CT-)gestütztes Screeningprogramm sicher ist und die Sterblichkeit reduzieren könnte. Mittlerweile gibt es mit der LUSI-Studie (n > 4000) auch Daten aus Deutschland, die dies bestätigen.

Die Leitlinien sind dafür

Bei asymptomatischen Risikopersonen für ein Lungenkarzinom im Alter ≥ 50 Jahre, entsprechender Raucheranamnese sowie bestimmten Risikofaktoren kann laut der S3-Leitlinie Lungenkrebs innerhalb eines qualitätsgesicherten Programms eine jährliche Lungenkarzinom-Früherkennung mittels Low-Dose-CT angeboten werden (Empfehlungsgrad 0, Evidenzlevel 1a).

Technisch ist es machbar

Die CT-Technik ist so weit fortgeschritten, dass Verfahren mit weniger als 1mSv Strahlenbelastung zum Einsatz kommen könnten. Damit wäre ausgeschlossen, dass der Schaden der Untersuchungen durch eine potenzielle Strahlenbelastung den Nutzen übersteigt.

Es würde sich lohnen

Laut einer Kosten-Nutzen-Analyse würde ein Lebensjahr (mit normaler Lebensqualität), das auf diese Weise gerettet wird, etwa 35.000 Euro kosten. Zum Vergleich: Jährlich entstehen in Deutschland 21 Milliarden Euro Kosten durch tabakbedingte Krankheiten.

Kommentar

Ein solches Programm benötigt entsprechende Strukturen: zertifizierte Zentren, standardisierte Protokolle sowie Behandlungsoptionen für positiv getesteten Personen, Angebote zur Raucherentwöhnung und eine fortlaufende Dokumentation.

Am wichtigsten wäre allerdings, dass ein Umdenken in Politik und Gesellschaft stattfindet: Raucher sind keine willensschwachen Personen, die Ihre Erkrankung allein verschuldet haben und einfach aufhören könnten, wenn sie denn nur wollten. Vielmehr muss die Gesellschaft Verantwortung für die Strukturen übernehmen, die eine solche Sucht zulassen und begünstigen.

Quelle

Prof. Dr. Hans-Ulrich Kauczor, Heidelberg: „Findet Lungenkrebs-CT-Screening Eingang in die Früherkennung?“ DGP-Kongress, 15. März 2019, München.