Verschiedene Konzepte gibt es wie Sand am Meer. Welche am effektivsten sind, scheidet die Geister. Und fast jeder hat schon mindestens eine ausprobiert: Diäten. In einer englischen Studie wurde nun die Formula-Diät bei adipösen Patienten genauer unter die Lupe genommen. Doch was taugt sie?
Hilfe beim Gewichtsverlust
278 Patienten mit einem BMI über 30, die in einer englischen Hausarztpraxis nach Unterstützung bei der Gewichtsabnahme suchten, wurden in die DROPLET-Studie aufgenommen.
138 Patienten wurden der Testgruppe zugewiesen, die über 8 Wochen eine Formula-Diät hielt (ausschließlicher Konsum von entsprechenden Shakes, Suppen und Riegeln mit insgesamt 810 kcal/day) und dann über 4 Wochen schrittweise wieder reguläre Nahrung in den Speiseplan aufnahm. Während dieser 12 Wochen erhielten die Teilnehmer zudem einen wöchentlichen Beratungstermin, bei dem Ziele besprochen, Feedback gegeben und Probleme gelöst wurden. Zudem diente der Termin zur Ermutigung und Unterstützung. Für die Wochen 13 bis 24 wurde dann noch ein monatlicher Termin angeboten.
Die Kontrollgruppe erhielt die in der Arztpraxis übliche Unterstützung bei der Gewichtsabnahme für 12 Wochen, mindestens umfassend einen zweiwöchentlichen Termin und einen Ratgeber sowie eine Diät mit moderater Kalorienrestriktion.
Endpunkt war die Gewichtsabnahme nach 12 Monaten, weiterhin wurden Biomarker getestet, die auf kardiovaskuläre und metabolische Risiken hinwiesen.
Vorteil Formula-Diät
Für das Follow-up nach 12 Monaten standen noch 104 bzw. 95 Teilnehmer der Test- bzw. Kontrollgruppe zur Verfügung. Die Testgruppe hatten durchschnittlich 10,7 kg verloren, die Kontrollgruppe nur 3,1 kg. Zudem hatten mehr Teilnehmer der Testgruppe ihr Ausgangsgewicht um mehr als 10 % reduziert (45 % vs. 15 %).
Hinsichtlich verschiedener Biomarker waren die Unterschiede mit Vorteil bei der Formula-Diät nur teilweise signifikant (HbA1c, diastolischer Blutdruck). Hinsichtlich systolischem Blutdruck und LDL-Werten waren die Gruppen vergleichbar.
Die „richtige“ Diät …
… gibt es nicht. Vor allem nicht die, die innerhalb von wenigen Tagen viele Pfunde purzeln lässt. Letztendlich bedarf es immer viel Unterstützung, Durchhaltevermögen und Geduld. Daher ist immer Vorsicht geboten, wenn Anbieter von Diätprodukten mit sehr schnellen, sehr großen Gewichtsverlusten werben.
Formula-Diäten sind oft ein beliebter Einstieg in die Gewichtsreduktion – das Hungergefühl ist in der Regel nur mäßig (im Gegensatz zu einfachem Hungern) und es zeigen sich in der Regel relativ schnell Erfolge. Allerdings bergen auch diese Diäten Risiken wie den Jojo-Effekt. Zudem kann die ausgesprochen niedrige Kalorienzufuhr während dieser Zeit zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit und dadurch bedingte Konzentrationsschwäche führen, der niedrige Ballaststoffgehalt wiederum kann Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung fördern.
Beim Stöbern in diversen Diät-Foren im Internet (z.B. Fit for Fun oder abnehmen.net), oder auch in einschlägigen Zeitschriften wird mit vielen mehr oder weniger umständlichen Worten ausführlich empfohlen, analysiert und abgewogen (manchmal in doppeltem Sinne), aber schlussendlich ist die Botschaft immer dieselbe: „weniger essen, mehr bewegen“.
Doch so einfach ist es nicht!
Übergewichtige erfahren in ihrem Umfeld oder auch in den Medien häufig Diskriminierung und Stigmatisierung – häufig getrieben von der Vorstellung anderer, dass Übergewicht und Adipositas selbst verschuldet seien durch Faulheit und ungesunde (Über-)Ernährung.
„Den Betroffenen wird suggeriert, dass Adipositas vollständig kontrollierbar sei und sie ihr Übergewicht eigenverantwortlich behandeln müssen. Diese Haltung wird den Betroffenen nicht gerecht und ist ein Ausdruck fehlender Sachkenntnis über die chronische Krankheit Adipositas“, so Professor Dr. med. Matthias Blüher, Präsident der Deutschen Adipostitas Gesellschaft (DAG) in einer Pressemeldung zum heutigen Welt-Adipositastag.
Problematisch ist, dass Adipositas bisher nicht offiziell als Krankheit anerkannt und die Behandlung daher keine Regelleistung der Krankenkassen ist. Dementsprechend sind angemessene Therapieoptionen gar nicht flächendeckend verfügbar.
Die Deutsche Adipostitas Gesellschaft setzt sich also weiter für eine Anerkennung als Krankheit und für die Entstigmatisierung Betroffener ein. Unter anderem gibt sie anlässlich des Welt-Adipositastags den „Medienleitfaden Adipositas“ (PDF) heraus, der sich für eine ausgewogene und angemessene Berichterstattung in angemessener Sprache einsetzt.