Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft und insbesondere die Präeklampsie sind in Europa eine der Hauptursachen für maternale Todesfälle. Eine Strategie zur Prävention ist hochdosierte Folsäure, die sich jetzt aber in einer Studie als uneffektiv erwiesen hat.
Präeklampsie und Eklampsie
Präeklampsie ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die bei 3 bis 5 % aller Schwangerschaften auftritt und an der jährlich rund 70000 Schwangere sterben. In Europa ist die Inzidenz mit 2 % etwas niedriger (PDF).
Definiert ist sie als Hypertonie einhergehend mit Proteinurie und manchmal mit weiterer Organbeteiligung, beispielsweise dem HELLP-Syndrom (Hemolysis, Elevated Liver Enzymes, Low Platelets). Risiken für den Fetus sind unter anderem Wachstumsstörungen, eine vorzeitige Plazentalösung oder sogar der Tod des ungeborenen Kindes.
Die Präeklampsie kann in eine Eklampsie mit tonisch-klonischen Krampfanfällen münden, bei der sich die Prognose von Mutter und Kind noch einmal verschlechtert.
Präventionsmöglichkeiten
Bisher steht zur Prävention nur die tägliche orale Einnahme von ASS zur Verfügung. In Deutschland ist eine Dosis von 100 mg von spätestens der 16. Schwangerschaftswoche an bis zur 34. Schwangerschaftswoche etabliert. Dies gilt jedoch nur für Schwangere mit Risikofaktoren, eine generelle Prophylaxe mit ASS ist nicht indiziert.
Epidemiologische Studien lassen vermuten, dass mit erhöhter Folsäure-Dosis das Präeklampsierisiko sinkt. In einer neu veröffentlichten Studie wurde nun untersucht, ob die hochdosierte Gabe von Folsäure über das erste Trimester hinaus wirklich einen vorbeugenden Effekt hat.
Studie an über 2000 Schwangeren
In die randomisierte, doppelblinde, multizentrische Phase-III-Studie wurden Schwangere mit mindestens einem der folgenden Risikofaktoren eingeschlossen:
- Vorbestehende Hypertonie
- Gestationsdiabetes
- Zwillingsschwangerschaft
- Präeklampsie in einer vorherigen Schwangerschaft
- BMI über 35
Rekrutiert wurden rund 2300 Frauen, die 8 bis 16 Wochen der Schwangerschaft hinter sich hatten. Diese erhielten bis zur Geburt täglich 4 mg Folsäure oder Placebo.
Folsäure bringt keinen Vorteil
Primärer Endpunkt der Studie war eine Präeklampsie nach der 20. Schwangerschaftswoche, definiert als Hypertonie in Kombination mit Proteinurie oder HELLP-Syndrom. Absolut waren mehr Frauen in der Folsäure-Gruppe als in der Placebo-Gruppe betroffen (169/1144 versus 156/1157), signifikant war dieser Unterschied jedoch nicht. Auch hinsichtlich weiterer mütterlicher Outcomes (z.B. Fehlgeburtenrate, Plazentalösung, Länge des Krankenhausaufenthalts vor der Geburt) unterschieden sich die beiden Studienarme nicht.
Die Autoren resümieren daher, dass Empfehlungen zur hochdosierten Folsäuregabe über das erste Trimester hinaus endlich unterbleiben müssen und effektivere Präventionsmaßnahmen gefunden werden müssen.