PML durch Fingolimod sehr selten

Unter immunsuppressiver Therapie kann es in seltenen Fällen zur Aktivierung von latent vorhandenen JC-Viren im Gehirn kommen. Im Verlauf kann sich eine progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) entwickeln. Unter Fingolimod ist diese Komplikation mit einer Inzidenz von geschätzt <1:10.000 Patienten jedoch sehr selten.

Zur Behandlung der schubförmigen multiplen Sklerose (MS) stehen verschiedene Immunsuppressiva zur Verfügung. Bei einigen der verwendeten Substanzen wurden Fälle von PML beschrieben – eine seltene opportunistische Infektion des zentralen Nervensystems, bedingt durch eine Reaktivierung latenter JC-Viren. Bis August 2017 wurden bei MS-Patienten 749 bestätigte PML-Fälle unter Natalizumab und fünf Fälle unter Dimethylfumarat beschrieben.

Unter Fingolimod-Behandlung wurden 15 Fälle einer PML erfasst. Fingolimod ist ein Sphingosin-1-phosphat-Rezeptor-Modulator. Es reduziert die Freisetzung von T- und B-Lymphozyten aus Lymphknoten und blockiert die Infiltration autoaggressiver Zellen in das zentrale Nervensystem. 14 der 15 Patienten waren länger als zwei Jahre mit Fingolimod behandelt worden. Zwei Patienten hatten zuvor Natalizumab erhalten.

Geht man davon aus, dass im Rahmen von Studien und nach der Zulassung etwa 217.000 Patienten weltweit wegen multipler Sklerose mit Fingolimod behandelt worden sind, beträgt das Risiko einer PML unter diesem Arzneimittel 0,069 pro 1000 Patienten und die geschätzte Inzidenzrate 3,12 pro 100.000 Patientenjahre.

In der aktuellen Ausgabe der Arzneimitteltherapie kommentiert unser Herausgeber Professor Hans-Christoph Diener die Ergebnisse. Sind Sie noch kein Abonnent? Wie wäre es dann mit einem Probeabo?

Quelle: Berger JR, et al. Progressive multifocal leukoencephalopathy after fingolimod treatment. Neurology 2018;90:e1815–e21.

Positives CHMP-Votum: Fingolimod für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat im September 2018 die Zulassung von Fingolimod für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen ab 10 Jahren mit schubförmiger multipler Sklerose (RMS) empfohlen. Damit steht wahrscheinlich bald doch noch ein weiteres zugelassenes Arzneimittel für Kinder mit chronischen Erkrankungen zur Verfügung.