Etwa 10 bis 15% der Frauen erleiden nach der Geburt eine postpartale Depression. Diese bedarf einer Behandlung; ein neu getesteter Kandidat ist Brexanolon.
Wochenbettdepressionen erkennen
Ein kurzzeitiges Stimmungstief ereilt viele frischgebackenen Mütter, der sogenannte Baby-Blues. Dieser ist nicht behandlungsbedürftig und verschwindet in der Regel nach wenigen Stunden oder Tagen wieder. Anders die postpartale Depression; diese äußert sich in langanhaltenden Symptomen und sollte behandelt werden, weil sie mit erhöhter Morbidität bei Mutter und Kind einhergeht. Die Symptome (z. B. Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen, Traurigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörung) sind die gleichen wie bei einer Depression, die in jeder anderen Lebenslage auftreten kann.
Postpartale Depressionen werden jedoch häufig nicht diagnostiziert, da die Betroffenen sich schämen und Schuldgefühle darüber empfinden, nicht wie von ihnen erwartet eine glückliche junge Mutter zu sein. Resultieren können sie körperlich z.B. in Stillproblemen (neben unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden) oder Desinteresse gegenüber dem Kind bzw. Vernachlässigung des Neugeborenen.
Neuer Wirkstoff als Behandlungsmöglichkeit
Brexanolon ist ein allosterischer Modulator an GABAA-Rezeptoren. Es wurde in zwei Phase-III-Studien zur Behandlung moderater bis schwerer postpartaler Depressionen gegen Placebo getestet. Die Patientinnen erhielten eine Infusion über 60 Stunden, danach wurde als primärer Endpunkt die Verbesserung auf der Hamilton-Depression-Scale (HAM-D) ausgewertet.
In verschiedenen Dosierungen resultierte die Gabe von Brexanolon in einer signifikanten Abnahme des HAM-D-Scores gegenüber Placebo und dies nicht nur rein statistisch sondern auch in klinisch bedeutsamem Ausmaß, so die Studienautoren.
In den USA wurde Brexanolon unter dem Namen Zulresso® am 19. März 2019 zugelassen. Die Anwendung erfolgt wegen eines erhöhten Risikos für übermäßige Sedierung und dem plötzlichen Verlust des Bewusstseins im Rahmen eines speziellen Programms zur Risikominimierung (Risk Evaluation and Mitigation Strategy [REMS]; PDF). *
Und wenn die Depression schon während der Schwangerschaft besteht?
Auch während der Schwangerschaft können Depressionen auftreten, die möglicherweise einen negativen Einfluss auf das Kind und psychiatrische Störungen im Kindesalter haben können. In einer Studie konnte ein Zusammenhang gesehen werden, allerdings bewerten die Autoren dieses Ergebnis eher verhalten. Die Ursache ist möglicherweise eher die gleichgeartete genetische Ausstattung als eine mütterliche Depression während der Schwangerschaft. Ebenfalls wahrscheinlicher: Das Kind ist nach der Geburt den Depressionen der Mutter ausgesetzt und wird dadurch beeinflusst.
*Dieser Abschnitt wurde am 03.04.2019 aktualisiert