Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung der Immun-Checkpoint-Inhibierung

In Stockholm sind gestern die Träger des diesjährigen Nobelpreises für Medizin bekannt gegeben worden: James P. Allison und Tasuku Honjo werden für ihre Entdeckung der für die Krebstherapie nutzbaren Hemmung der negativen Immunregulation geehrt. Wir gratulieren.

Immun-Checkpoint-Inhibierung: CTLA-4, PD-1 und PD-L1

Das Konzept der Immun-Checkpoint-Inhibierung klingt einfach: Das Immunsystem des Patienten soll aktiviert werden, um Tumorzellen eliminieren zu können, die es geschafft haben, der Immunkontrolle zu entgehen.

Inzwischen ist die Immun-Checkpoint-Inhibierung bei mehreren Tumorentitäten ein fester Bestandteil der leitliniengerechten Therapie, darunter das maligne Melanom, Hodgkin-Lymphome, Nieren-, Bronchial- oder Urothelkarzinome.

Der erste Vertreter der Immun-Checkpoint-Inhibitoren war Ipilimumab, ein Inhibitor des Checkpoint-Moleküls CTLA-4 (Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen 4). Es folgten die PD-1-Inhibitoren Nivolumab und Pembrolizumab und PD-L1-Inhibitoren Atezolizumab, Avelumab und Durvalumab, wobei PD für „programmed cell death 1 protein“ steht, das L für den Liganden.

Nicht zu vernachlässigen: Immunvermittelte Nebenwirkungen

Natürlich hat jede Medaille zwei Seiten und das Immunsystem nicht ohne Grund verschiedene Bremsmechanismen. Werden diese ausgehebelt, kann es zu unerwünschten – zum Teil lebensbedrohlichen – Autoimmunantworten kommen. Am häufigsten betroffene Organe sind Haut, Darm, endokrine Organe, Leber, (Herz-)Muskulatur und Lunge. Entsprechend können Exantheme, Colitis, Thyreoiditis, Hypophysitis, Hepatitis, Myositis, Myokarditis und Pneumonitis auftreten. Dann muss eine entsprechende Immunsuppression eingeleitet werden. Die Therapie sollte daher grundsätzlich von erfahrenen Ärzten überwacht werden.

Zum Weiterlesen für unsere Abonnenten

In der Arzneimitteltherapie (AMT) berichteten wir 2010 das erste Mal über Checkpoint-Inhibitoren. Für alle Leser frei zugänglich ist beispielsweise die Übersicht „Immuncheckpoint-Inhibitoren – Immunvermittelte Nebenwirkungen“ in der Ausgabe 6/2017 von Juliane Behling, Awena Schach, Carmen Loquai und Stephan Grabbe, Mainz.

MMP-Abonnenten finden in der Ausgabe 1/2018 der Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten eine lesenswerte Übersicht von Petya Apostolova und Robert Zeiser, Freiburg zum Thema „Tumorimmuntherapie – Aktueller Stand und Perspektiven“.

KPH-Abonnenten können sich in der Ausgabe 8/2016 der Krankenhauspharmazie (KPH) in der Übersicht „Immunagonistische Antikörper – Pharmakologie und Management von irAEs“ von Jürgen Barth, Gießen, zu immunvermittelten Nebenwirkungen informieren.