Mit der kalten Jahreszeit nimmt die Zahl der Atemwegsinfekte zu. Auch COVID-19 tritt wieder vermehrt auf. Zahlreiche Wirkstoffe werden weiterhin zur Behandlung der Erkrankung getestet.
Steigende Zahlen von Atemwegsinfekten
Mit dem nahenden Winter sind Atemwegsinfektionen wieder auf dem Vormarsch. Neben Influenzaviren, RSV und vielen weiteren ist auch SARS-CoV-2 vermehrt für Atemwegsinfektionen verantwortlich. Das Robert Koch-Institut vermeldet einen steigenden Trend seit Meldewoche 27.
Die STIKO empfiehlt nach wie vor allen Personen ab 18 Jahren eine Basisimmunität, die durch drei Antigenkontakte erreicht wird (idealerweise mindestens zwei davon durch Impfung). Eine Auffrischimpfung sollten Personen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf erhalten, beispielsweise Menschen ab 60 Jahren oder Bewohner in Pflegeeinrichtungen.
Überdies gibt es mittlerweile einige Behandlungsmöglichkeiten bei Erkrankung, die weiterhin in Studien evaluiert werden. Überdies werden auch neue Optionen getestet (die folgende Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit).
Aktuelle Studien zur Behandlung von COVID-19
Empagliflozin bei hospitalisierten Patienten
Aufgrund seiner metabolischen, antientzündlichen und hämodynamischen Effekte könnte Empagliflozin zur Behandlung von COVID-19 geeignet sein. SGLT2-Inhibitoren scheinen Einfluss auf Signalwege zu haben, die bei akuten Erkrankungen wie COVID-19 gestört sind. In einer aktuellen Studie mit über 4000 Patienten konnte diese Theorie jedoch nicht bestätigt werden. Im Vergleich zur Standardbehandlung zeigte sich unter Empagliflozin keine Reduktion der Sterblichkeit innerhalb von 28 Tagen, der Todesfälle oder der Dauer des Krankenhausaufenthalts. Auch das Risiko für eine invasive Beatmung im weiteren Krankheitsverlauf war in beiden Gruppen ähnlich. Der Einsatz von Empagliflozin bei COVID-19 empfiehlt sich dementsprechend nicht.
Rekonvaleszentenplasma bei akutem Atemnotsyndrom (ARDS)
Plasma von Rekonvaleszenten wurde regelmäßig eingesetzt, die Datenlage dazu war bisher aber nicht gut. Nun erhielten in einer offenen Studie 475 Patienten, die beatmet wurden, Rekonvaleszentenplasma oder wurden nach Behandlungsstandard therapiert. Nach 28 Tagen lag die Mortalität bei 35,4% in der Gruppe, die Plasma erhalten hatte, und bei 45,0% in der Kontrollgruppe. Besonders ausgeprägt war dieser Unterschied bei den Patienten, bei der der Beginn der Beatmung weniger als 48 Stunden zurücklag.
Nirmatrelvir und Molnupiravir bei Post-COVID
Nirmatrelvir und Molnupiravir werden bei akut erkrankten Patienten mit besonderen Risikofaktoren eingesetzt. Doch eignen sie sich auch zur Behandlung bzw. Prävention von Post-COVID? Laut einer amerikanischen Kohortenstudie mit Medicare-Daten könnte dies der Fall sein: In der Kohorte der mit Nirmatrelvir oder Molnupiravir behandelten Patienten war die Rate an Post-COVID-Fällen etwas niedriger.
Inhalatives Interferon-β1a bei nichtschwerer Erkrankung
In einer Phase-II-Studie erwies sich inhalatives Interferon-β1a als sicher bei Patienten mit leichter oder moderater Erkrankung. Allerdings war es in vielerlei Hinsicht nicht wirksamer als Placebo: keine Reduktion der SARS-CoV-2-RNA-Spiegel in der Nasopharynx und keine Verkürzung der Zeit bis zur Besserung der Symptome. Lediglich ein schwacher Trend zu selteneren Hospitalisierungen war sichtbar, der nach Ansicht der Studienautoren weiter untersucht werden könnte.
Zapnometinib bei hospitalisierten Patienten
Der MEK1/2-Inhibitor mit immunmodulatorischen und antiviralen Eigenschaften wurde in einer internationalen Phase-II-Studie (proof of concept) getestet. Beatmete und Intensivpatienten waren ausgeschlossen. Beim primären Endpunkt (Krankheitsschwere gemessen anhand einer 7-Punkte-Skala) schnitt die Zapnometinib-Gruppe numerisch besser ab, signifikant war der Unterschied jedoch nicht. Es zeigte sich jedoch ein positiver Trend bei Patienten mit hoher Krankheitslast zu Studienbeginn und bei Patienten mit Nicht-Omicron-Varianten des Virus. In einem größeren Studienprogramm soll der Wirkstoff nun weiter untersucht werden.
Simvastatin bei kritisch Kranken
Das Statin hat antientzündliche und immunmodulatorische Wirkungen und ist überdies in vielen Teilen der Welt erhältlich sowie preislich erschwinglich. In Modellen mit humanen und murinen Lungenzellen konnte Simvastatin systemische und pulmonale Entzündungen reduzieren. In einer Studie mit kritisch kranken COVID-19-Patienten wurde 80 mg Simvastatin mit Placebo verglichen. Die Rekrutierung wurde wegen sinkender Fallzahlen vorzeitig abgebrochen, bei den ausgewerteten Daten von knapp 2700 Patienten konnte keine Überlegenheit von Simvastatin gegenüber Placebo gezeigt werden.