Doppelt schmerzhaft: Migräne plus Clusterkopfschmerz

Wer sowohl unter Migräne als auch unter Clusterkopfschmerz leidet, benötigt eine spezielle Diagnostik sowie besondere Behandlungsansätze.

Kombination wird oft übersehen

Dr. med. Katharina Kamm von der LMU München wies anlässlich des Deutschen Kopfschmerztages 2023 in einer Pressekonferenz der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG) darauf hin, dass viele Menschen gleichzeitig von Migräne und dem selteneren Clusterkopfschmerz betroffen sind. Etwa 10 bis 20 % der rund 120.000 Clusterkopfschmerzpatienten in Deutschland leiden zusätzlich an einer Migräne, so Kamm. Nicht bekannt sei, wie häufig Migränepatienten an Clusterkopfschmerz leiden.

Beide Erkrankungen seien in Deutschland unterdiagnostiziert. Insbesondere für den Clusterkopfschmerz könne es bis zur Diagnosestellung fünf bis zehn Jahre dauern. Bei Frauen werde das Krankheitsbild oft mit Migräne verwechselt und die Diagnose gar nicht gestellt.

Wir müssen davon ausgehen, dass diese spezielle Kopfschmerzkombination bei vielen Menschen überhaupt nie erkannt wird.

Unterschiede beachten

Die beiden Kopfschmerzarten unterscheiden sich in ihrer klinischen Präsentation deutlich, erklärte Kamm. So treten beim Clusterkopfschmerz, einem starken einseitigen Kopfschmerz, trigemino-autonome Begleitsymptome wie ein tränendes Auge oder eine laufende Nase auf. Während der Attacke seien Patienten typischerweise sehr unruhig und verspürten einen Bewegungsdrang.

Anders bei Migräne: Hier verstärke sich der Kopfschmerz durch körperliche Aktivität. Zudem bestehe eine Reizempfindlichkeit, Betroffene ziehen sich eher zurück. Zusätzlich zum Kopfschmerz sei eine Migräneattacke von Begleitsymptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen sowie Heißhunger begleitet.
Treten beide gemeinsam auf, sei die klinische Präsentation oft nicht mehr so eindeutig. Dadurch würde die Diagnostik zusätzlich erschwert.

Als Kopfschmerzärzte wünschen wir uns, dass Menschen mit unklaren oder sehr beeinträchtigenden Kopfschmerzen schneller und häufiger von der Hausarztpraxis in eine Kopfschmerzambulanz oder eine neurologische Praxis überwiesen werden.

Kamm sprach einer korrekten Diagnose eine hohe Relevanz zu, um eine gute Therapie für die Patienten zu erreichen. Neben einer sehr genauen Anamnese und klinisch-neurologischen Untersuchungen empfahl sie die kranielle Magnetresonanztomographie.

Zweifach behandeln

Sowohl eine medikamentöse Akuttherapie als auch eine prophylaktische Medikation seien beim Kopfschmerz-Doppel angezeigt, so die Neurologin. Dabei richte sich die Behandlung nach der beim Patienten vorherrschenden Kopfschmerzart. Für beide Varianten bildeten Triptane den Goldstandard. Zu beachten sei, dass für den Clusterkopfschmerz der Wirkeintritt von oral verabreichten Triptanen zu lange dauere. Hier seien die nasale und subkutane Applikation effektiver.

Als Ausblick nannte Kamm eine möglicherweise zukünftige Anwendung von Gepanten nicht nur in der Migräneprophylaxe, sondern auch in der Therapie von Clusterkopfschmerzen. Eine entsprechende Zulassung für Ditane sei momentan nicht absehbar und wegen der oralen Anwendung für Clusterkopfschmerzpatienten auch eher wenig relevant.

Quelle

Dr. med. Katharina Kamm, München. Doppelt betroffen: Diagnose und Therapie bei Menschen, die gleichzeitig an Migräne und Clusterkopfschmerz leiden. Online-Pressekonferenz zum Kopfschmerztag 2023 am 5. September 2023.