COVID-19; Originalbild: Eisenhans/Adobe Stock

Was bringt Fluvoxamin bei leichtem bis mittelschwerem COVID-19?

Nachdem es widersprüchliche Studienergebnisse zum Einsatz von Fluvoxamin in der Therapie von leichtem bis mittelschwerem COVID-19 gegeben hatte, sollte eine größere Studie Aufschluss geben. Die Ergebnisse sind ernüchternd.

Fluvoxamin hatte bei COVID-19 zunächst widersprüchliche Ergebnisse erzielt

Der selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer Fluvoxamin ist zur Behandlung der Depression und von Zwangserkrankungen zugelassen. Fluvoxamin hat zudem eine entzündungshemmende Wirkung, weshalb man den Wirkstoff auch bei COVID-19 untersuchte. Bisherige Studien hatten allerdings widersprüchliche Resultate gezeigt. Daher sollte jetzt die Wirksamkeit von Fluvoxamin zur Verkürzung der Symptomdauer und zur Vermeidung von Krankenhausaufenthalten bei ambulanten Patienten mit leichtem bis mittelschwerem symptomatischem COVID-19 untersucht werden.

Accelerating COVID-19 Therapeutic Intervention and Immunization (ACTIV-6) ist ein Studienkonsortium, um Arzneimittel bei ambulanten Patienten mit leichter bis mittelschwerer SARS-CoV-Infektion zu untersuchen. In diese Studie wurden Patienten im Alter von 30 Jahren oder älter mit einer durch Tests bestätigten SARS-CoV-2-Infektion und mit zwei oder mehr Symptomen einer akuten Corona-Erkrankung für maximal sieben Tage zwischen August 2021 und Mai 2022 an 91 Standorten in den USA aufgenommen. Die Teilnehmer wurden randomisiert und erhielten zweimal täglich 50 mg Fluvoxamin für zehn Tage oder Placebo. Der primäre Endpunkt war die Zeit bis zur anhaltenden Erholung (definiert als der dritte von drei aufeinanderfolgenden Tagen ohne Symptome). Es gab sieben sekundäre Endpunkte, darunter ein zusammengesetztes Ereignis aus Krankenhausaufenthalt, Besuch in der Notaufnahme oder Tod bis zum Tag 28.

Keine signifikanten Unterschiede

Von den 1331 randomisierten Teilnehmern mit einem mittleren Alter von 47 Jahren waren 57% Frauen. 67% gaben an, in der Vergangenheit zwei Dosen eines SARS-CoV-2-Impfstoffs erhalten zu haben. 1288 Patienten schlossen die Studie ab, davon 674 in der Fluvoxamin- und 614 in der Placebo-Gruppe.

Die mediane Zeit bis zur anhaltenden Genesung betrug

  • 12 Tage in der Fluvoxamin-Gruppe und
  • 13 Tage in der Placebo-Gruppe (Hazard-Ratio [HR] 0,96; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,86–1,06; p = 0,21).

26 Teilnehmer (3,9 %) in der Fluvoxamin-Gruppe erreichten den zusammengesetzten sekundären Endpunkt aus Krankenhausaufenthalt, Besuch in der Notaufnahme oder Tod. Unter Placebo waren es 23 Teilnehmer (3,8 %; HR 1,1; 95%-KI 0,5–1,8; p = 0,35). Todesfälle traten in keiner der beiden Gruppen auf. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen waren in beiden Gruppen selten.

Kommentar

Es gibt in der Zwischenzeit eine fast unüberschaubar große Zahl von Therapiestudien zur Behandlung von COVID-19. Nachdem es widersprüchliche Studienergebnisse zum Einsatz von Fluvoxamin in der Therapie von ambulanten Patienten mit leichtem bis mittelschwerem COVID-19 gegeben hatte, klärt die hier durchgeführte große randomisierte Studie diese wissenschaftliche Fragestellung: Eine Behandlung mit 50 mg Fluvoxamin zweimal täglich über zehn Tage ist Placebo nicht überlegen. In der durchgeführten Studie zeigte sich weder ein Effekt auf den primären Endpunkt noch auf die sekundären Endpunkte. Damit kann vermutet werden, dass Serotoninwiederaufnahmehemmer bei der Behandlung der COVID-19 Infektion generell nicht wirksam sind.

Autor

Foto Prof. Diener
Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener. Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE).

Quelle

McCarthy MW, et al. Effect of fluvoxamine vs placebo on time to sustained recovery in outpatients with mild to moderate COVID-19: a randomized clinical trial. JAMA 2023;329:296–305.