Wiederkehrende Thromboembolien unter hormonalen Kontrazeptiva

Erleiden Frauen unter kombinierten hormonalen Kontrazeptiva eine venöse Thromboembolie, erhalten sie danach in der Regel Antikoagulanzien. Wie lang diese Therapie dauern sollte, ist nicht eindeutig belegt. Dazu sollte nun ein Review klären, wie oft eine VTE überhaupt erneut auftritt.

Frauen verhüten seltener mit der Pille

Immer weniger Frauen nehmen laut Berichten der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2021 und der AOK die Pille. Die Gründe dafür sind nicht näher untersucht, aber eine Ursache könnte die vermehrte Berichterstattung über das erhöhte Thromboserisiko unter kombinierten hormonalen Kontrazeptiva sein.

Tritt unter Anwendung eines kombinierten hormonalen Kontrazeptivums eine venöse Thromboembolie (VTE) auf, ist eine anschließende antikoagulative Therapie angebracht. Zur Dauer der Antikoagulanzien-Anwendung existieren verschiedene Empfehlungen, die von einer Kurzzeitbehandlung über 3 bis 6 Monate bis hin zu einer Dauertherapie reichen, um ein Wiederauftreten der VTE zu verhindern.

In einem aktuellen Review mit Metaanalyse wurde nun ausgewertet, wie oft bei Frauen, die im Zusammenhang mit einem estrogenhaltigen Kontrazeptivum eine VTE erlitten hatten, ein Rezidiv auftrat.

Wiederholte Thromboembolien unter Kontrazeptiva

Es wurden Daten von 3112 Frauen aus elf prospektiven und drei retrospektiven Kohortenstudien ausgewertet. Die Teilnehmerinnen waren im Durchschnitt bei Auftreten einer VTE im Zusammenhang mit einer Estrogeneinnahme unter 50 Jahre alt und hatten danach mindestens drei Monate eine antikoagulative Therapie erhalten. Die Follow-up-Zeit betrug 0,7 bis 9,5 Jahre.

Die gepoolte Rate an wiederaufgetretenen Thrombosen betrug 1,57 pro 100 Patientenjahre. Dabei war die Rate in den Studien mit unter einem Jahr Follow-up höher als in solchen mit längerem Follow-up (≤ 1 Jahr: 2,73; 1–5 Jahre: 1,35; > 5 Jahre: 1,42). Überdies war die Rate höher in Studien, bei denen Patientinnen mit erhöhter Thromboseneigung teilnehmen durften, als in Studien ohne solche Patientinnen.

Die VTE trat in den Studien seltener erneut auf, in denen die Teilnehmerinnen nach der ersten VTE die Kontrazeptiva absetzten oder in denen nachdrücklich von einer Weitereinnahme abgeraten wurde, als in Studien, in denen Patientinnen die Kontrazeptiva weiter verwendeten bzw. in denen die Weitereinnahme nicht dokumentiert wurde (1,31 versus 1,87 pro 100 Patientenjahre).

Kurzzeitige Antikoagulanzien-Gabe ausreichend

Die Autoren resümieren, dass die Rate an erneuten VTE mit 1,57 pro 100 Patientenjahre relativ niedrig sei. Somit erscheine eine Kurzzeitbehandlung mit Antikoagulanzien über drei bis sechs Monate angemessen. Allerdings seien die Studien sehr heterogen, was die Aussagesicherheit mindere.

Um die Angemessenheit der antikoagulativen Kurzzeitbehandlung zu bestätigen, werden größer angelegte prospektive Studien zur Wiederauftretensrate und Risikofaktoren für VTE benötigt. In diesen sollten Patientinnen mit VTE unter estrogenhaltigen Kontrazeptiva eine antikoagulative Therapie erhalten und diese nach drei bis sechs Monaten absetzen.

Quelle

Wiegers HMG, et al. Risk of recurrence in women with venous thromboembolism related to estrogen-containing contraceptives: Systematic review and meta-analysis. J Thromb Haemost 2022;20(5):1158–1165. doi: 10.1111/jth.15661