Wassergymnastik gegen Rückenschmerzen

Ein therapeutisches Aquagymnastik-Programm reduzierte Rückenschmerzen in einer kleinen chinesischen Studie effektiver als eine physikalische Behandlung mit transkutaner elektrischer Nervenstimulation und Infrarot-Wärmetherapie.

Nichtmedikamentöse Behandlung von Kreuzschmerzen

Körperliche Aktivität und Bewegung sind laut Nationaler Versorgungsleitlinie „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“ die wichtigsten Bausteine sowohl in der Prävention als auch in der Therapie von Kreuzschmerzen. Darüber hinaus existieren verschiedene nichtmedikamentöse Maßnahmen, wie eine Rückenschule, progressive Muskelrelaxation oder Wärmetherapie. Zahlreiche Maßnahmen, zum Beispiel Kinesio-Taping oder Lasertherapie haben in klinischen Studien jedoch keine Wirksamkeit gezeigt und werden von den Leitlinienautoren daher nicht empfohlen.

Physikalische Maßnahmen versus Aquagymnastik

In einer kleinen chinesischen Studie mit 113 Patienten, die seit mehr als drei Monaten unter chronischen Rückenschmerzen litten, wurde die Wirksamkeit einer physikalischen Therapie mit der von Aquagymnastik verglichen. Die Patienten waren zwischen 18 und 65 Jahre alt (mittleres Alter: 31 Jahre) und erhielten über einen Zeitraum von drei Monaten entweder zweimal pro Woche eine transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) und Infrarot-Wärmetherapie (jeweils 30 min) oder gingen zur Wassergymnastik (60 min), bei der sich die Trainingsbelastung anhand der Herzfrequenz orientierte.

Primärer Endpunkt war die Beeinträchtigung durch die Rückenschmerzen, bestimmt mithilfe des Roland-Morris Disability Questionnaire (RMDQ). Sekundäre Endpunkte waren unter anderem die Schmerzintensität, Lebens- und Schlafqualität.

Weniger Rückenschmerzen durch Aquagymnastik

Drei, sechs und auch zwölf Monate nach der Behandlung waren Patienten in der Wassergymnastik-Gruppe signifikant weniger durch ihre Rückenschmerzen beeinträchtigt als Patienten, die eine physikalische Rückenschmerz-Therapie erhielten (Differenz –1,8, –2,4 und –3,6 Punkte beim RMDQ). Nach zwölf Monaten war die Reduktion der Schmerzen bei den Wassergymnastik-Teilnehmern signifikant höher als bei den Schmerzpatienten, die die physikalischen Therapiemaßnahmen erhielten. Das bedeutete, ein Unterschied von mindestens 2 Punkten auf der Schmerzskala oder 5 Punkten beim RMDQ.

Bewegung steht im Vordergrund

Eine Wärmebehandlung bei Rückenschmerzen kann durchaus, in Kombination mit aktivierenden Maßnahmen, zur Behandlung chronischer Rückenschmerzen angewendet werden. Hier aber eher im Zuge eines Selbstmanagements in Form von Wärme oder Capsaicin-haltigen Pflastern. Eine Verschreibung von thermotherapeutischen Maßnahmen erachten die Autoren der Leitlinie aufgrund der schwachen Wirksamkeitsnachweise als nicht gerechtfertigt.

Von der Anwendung einer transkutanen elektrischen Nervenstimulation sowohl bei akuten als auch chronischen Rückenschmerzen wird in der Nationalen Versorgungsleitlinie „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“ deutlich abgeraten. Zum einen fehlen Wirksamkeitsnachweise, was in dieser Studie bestätigt wurde, und zum anderen wird die Passivität der Patienten gefördert. Dies steht eindeutig im Widerspruch zum primären Behandlungsziel: eine Aktivierung der Betroffenen.

Anders sieht es bei der Wassergymnastik aus. Diese kann zum Beispiel im Rahmen eines Rehabilitationssport-Programms (bei entsprechender Verordnung) durchgeführt werden und wird für Patienten mit subakuten und chronischen nicht-spezifischen Kreuzschmerzen und anhaltenden alltagsrelevanten Aktivitätseinschränkungen oder einer Gefährdung der beruflichen Wiedereingliederung eindeutig empfohlen.