COVID-19; Originalbild: Eisenhans/Adobe Stock

Internationaler Vergleich von Pandemiemaßnahmen

Die Universität Oxford wertet laufend die Maßnahmen zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 in mehr als 180 Ländern aus. Demnach hat Deutschland derzeit die striktesten Eindämmungsmaßnahmen weltweit.

Score der Universität Oxford

Mit dem Oxford COVID-19 Government Response Tracker (OxCGRT) beobachtet die Universität Oxford weltweit Strategien zur Eindämmung des Coronavirus. Aus diesen Daten wird unter anderem der COVID-19 Stringency Index berechnet, der sich auf einschränkende Regelungen konzentriert: je höher die Punktzahl, desto strenger die Maßnahmen – Maximalwert ist 100. Gibt es in einem Land regionale Unterschiede, wird jeweils die strengste geltende Maßnahme in die Wertung einbezogen.

Zu den einbezogenen Faktoren zählen Schulschließungen, Restriktionen am Arbeitsplatz (z. B. Schließungen oder Homeoffice-Pflicht), Absage von Veranstaltungen, Beschränkungen bei Zusammenkünften, Informationskampagnen sowie Ausgangs- und Reisebeschränkungen.

Internationaler Vergleich

Mit aktuellem Stand hat Deutschland mit 84,26 von 100 Punkten den höchsten Wert im internationalen Vergleich. Andere Länder mit relativ strengen Maßnahmen (70 bis 80 Punkte) sind beispielsweise:

  • China (76,39)
  • Kanada (75,46)
  • Frankreich (72,22)
  • Italien (74,07)
  • Peru (71,3)

Weniger restriktiv gehen dagegen folgende Länder vor (<50 Punkte, Beispiele):

  • Japan (47,22)
  • Südafrika (44,44)
  • Dänemark (35,19)
  • Chile (35,65)
  • Finnland (34,72)

Beispielsweise für Brasilien, Mozambique, Usbekistan oder Nordkorea liegen derzeit keine Daten vor.

Kommentar

Die Autoren erläutern, dass diese Daten der Vergleichbarkeit dienen, jedoch keinerlei Wertung enthalten, weder im positiven noch im negativen Sinne – Auswirkungen und Angemessenheit der Maßnahmen werden explizit nicht abgebildet. So sagt ein hoher Wert weder aus, dass man besonders gut, weil umfangreich, reagiert hat, noch dass die Maßnahmen, weil zu streng, unangemessen sind.

Um Auswirkungen und Angemessenheit einigermaßen einordnen zu können, braucht es vielschichtige Daten. Allerdings ist die Lage in Deutschland nach zwei Jahren Pandemie immer noch erstaunlich ungenau: Daten fehlen, bestehende Daten werden nicht hinreichend genutzt oder fehlinterpretiert.

Nicht zuletzt spielt bei der Einordnung in „streng“ und „weniger streng“ das subjektive Empfinden eine nicht unerhebliche Rolle. So wird beispielsweise die Impfpflicht einen bereits dreifach Geimpften nicht besonders beeinträchtigen, aber jemanden, der sich nicht impfen lassen möchte, als sehr strenge Maßnahme treffen. Eine Homeoffice-Pflicht dagegen betrifft manche Berufe, deren Jobs nur in Präsenz möglich sind, gar nicht. Ansonsten wird sie bei gut situierten Haushalten, in denen jeder einen eigenen Arbeitsplatz und ausreichend Equipment hat, vielleicht als besonders effektiver Schutz begrüßt. Bei einer großen Familie in einer engen Wohnung oder einem Single, der den ganzen Tag allein zu Hause sitzt, wird sie möglicherweise als schwerwiegender Eingriff empfunden.

Diese Unterschiede zu objektivieren, um eine Maßnahme als „streng“ oder „weniger streng“ einzustufen, wird wahrscheinlich auch mit einer riesigen Datenfülle schwierig. Die Angemessenheit einer Maßnahme lässt sich aber anhand umfassender Daten gesamtgesellschaftlich betrachtet wahrscheinlich zumindest näherungsweise beurteilen.