Mehr ungestörter Schlaf für Krankenhauspatienten

Im Krankenhaus werden Patienten aus verschiedenen Gründen häufig nachts geweckt. Eine aktuelle Studie ergab, dass die nächtliche Überprüfung der Vitalfunktionen nicht bei allen Patienten notwendig ist und somit zugunsten von mehr Schlaf unterbleiben kann.

Wenig Schlaf, unzufriedene Patienten

Wer schon einmal im Krankenhaus war, weiß: Ausschlafen ist nicht! Dabei ist Schlaf so wichtig für die Gesundheit und die Genesung. Trotzdem werden Patienten ständig zu Unzeiten für die Überprüfung der Vitalfunktionen oder andere medizinische Prozeduren geweckt. Darüber hinaus tragen der erhöhte Geräuschpegel, mehrfachbelegte Zimmer und die ungewohnte Umgebung zu einem schlechteren Schlaf bei.

Schlaflosigkeit im Krankenhaus ist ein wichtiger Grund für Unzufriedenheit von Patienten und kann überdies das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen sowie den Blutdruck erhöhen.

In einer aktuellen Studie wurde nun untersucht, ob sich zumindest einer dieser Störfaktoren vermeiden lässt, ohne die Patienten zu gefährden: die nächtliche Überprüfung der Vitalfunktionen. Dazu wurde ein elektronisches Tool zur Entscheidungsunterstützung genutzt, das den Ärzten half, klinisch stabile Patienten zu identifizieren, bei denen die Vitalfunktionen in der Nacht seltener oder sogar gar nicht überprüft  werden müssen.

Algorithmus wählt passende Patienten

1930 Patientenbegegnungen wurden 1:1 in den Interventions- und den Kontrollarm randomisiert. Primärer Endpunkt war das Auftreten eines Deliriums (möglichweise beugt das Aufrechterhalten eines normalen Schlafrhythmus einem Delir vor). Weitere Endpunkte waren Verlegungen auf die Intensivstation und ein sogenannter „code blue alarm“ (Patient braucht sofortige Reanimation: „Herzalarm“).

Ergebnisse

In der Interventionsgruppe sank die Zahl der nächtlichen Prüfungen von Vitalfunktionen signifikant, ohne dass die Patienten öfter auf die Intensivstation verlegt oder reanimiert werden mussten. Das Tool schlug bei geeigneten Patienten stattdessen vor, entsprechende Prüfungen tagsüber (3-mal) durchzuführen und gab gleich die Möglichkeit, dies im System anzufordern, was die Ärzte bei 60% der Fälle in Anspruch nahmen.

Keinen signifikanten Unterschied gab es bei den Delirfällen, was laut einem begleitenden Kommentar nicht verwunderlich ist. Zu viele Faktoren tragen zur Entstehung eines Deliriums bei, sodass die Reduzierung eines einzelnen Bausteins nicht ausreicht, die Gesamtzahl der Fälle zu senken.

Tatsächlich bekamen die Patienten im Interventionsarm im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant mehr, wenn auch immer noch insgesamt wenig Schlaf (4,95 vs. 4,57 Stunden; p<0,001).

Fazit

Die Autoren resümieren, dass die Messungen der Vitalfunktionen bei einigen Patienten gefahrlos reduziert werden können. Überdies gebe es weitere Prozeduren wie kontinuierliches kardiales Monitoring oder Labortests, die möglicherweise ebenfalls gefahrlos heruntergefahren werden könnten. Das gebe dem Pflegepersonal mehr Zeit für sinnvolle Interventionen und Patienten wären mit mehr Schlaf zufriedener.

Quelle

Najafi N, et al. Effectiveness of an analytics-based intervention for reducing sleep interruption in hospitalized patients. A randomized clinical trial. JAMA Intern Med 2021 Dec 28. doi: 10.1001/jamainternmed.2021.7387. Online ahead of print.

Cho HJ, Katz M. A good night’s sleep in the hospital. JAMA Intern Med 2021 Dec 28. doi: 10.1001/jamainternmed.2021.7362. Online ahead of print.