Kommunikation mit Krebspatienten

Eine niederländische Umfrage zeigt auf, dass es keine richtige Kommunikationsform gemäß dem Motto „One size fits all“ gibt. Vielmehr möchten Krebspatienten nach individuellen Bedürfnissen informiert werden.

Auch Kommunikation kann Schaden hinterlassen

„Primum non nocere“ ist eines der wichtigsten Prinzipien des Hippokratischen Eides und damit der Medizin. Doch Schaden kann nicht nur durch ein falsches Arzneimittel oder eine missglückte Operation, sondern auch durch schlechte Kommunikation entstehen.

So beschweren sich gerade Menschen mit fortgeschrittenen Erkrankungen häufig über mangelhafte Kommunikation. Trotzdem gibt es bisher wenig konkrete Daten, welche Kommunikationsfehler besonders schädlich sind und vermeidbar wären.

Bisherige Studien haben gezeigt, dass Empathie, Zuhören, Mut machen und auf den Patienten zugeschnittene Informationen positiven Einfluss auf das Outcome von Krebspatienten haben. Patientenbeschwerden richten sich gegen Mängel bezüglich Sorge und Respekt, fehlende Kommunikation und falsche Informationen.

Eine niederländische Umfrage unter Krebspatienten im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium sollte nun zeigen, welche Kommunikationsformen schaden, um daraus Empfehlungen für eine alternative Gesprächsführung abzuleiten. Die Patienten konnten verschiedenen Situationen das Attribut „harmful“ oder auch „helpful“ zuordnen und in Freitexten Kommentare zufügen.

Falsche Versprechungen helfen nicht

74 Patienten (davon 58 mit fortgeschrittenem Brustkrebs) nahmen an der Umfrage teil. Als besonders problematisch empfanden die Befragten,

  • wenn die Beendigung der Krebstherapie besprochen wurde, ohne aufzuzeigen, was für den Patienten noch getan werden kann (85%)
  • wenn die Ärzte nicht zuhörten (88%)
  • wenn Ärzte ihnen vage Versprechen machten (92%)

Auseinander gingen die Meinung dagegen hinsichtlich der Informationsmenge und der Diskussion der Therapie. Etwa gleich viele Patienten glaubten, dass zu viele Information schaden oder dass zu wenige Informationen schaden.

Sinnvoll ist es, mit den Patienten zu besprechen, worüber sie informiert werden möchten. Manche möchten detailliert wissen, wie ihre Prognose aussieht, manche sind dadurch überfordert. Die einen möchten diskutieren, ob es sinnvoll ist, die Krebstherapie fortzuführen, andere empfinden es so als wolle man ihnen das letzte bisschen Hoffnung wegnehmen. Die meisten Patientenkommentare laufen daraus hinaus, dass Informationen individuell zugeschnitten werden müssen.

Mehr Empathie, bitte!

Schlecht aufgenommen wurden auch pure Anweisungen („Sie müssen …“) ohne Begründungen oder mangelnde Empathie. Unter letzterem verstanden die Patienten verschiedenste Aspekte:

  • nicht auf Gefühle der Patienten zu reagieren bzw. diese zu ignorieren
  • nicht zuzuhören, z.B. indem Beschwerden des Patienten unter der Therapie heruntergespielt oder ignoriert werden
  • voreilige Beruhigung
  • den Patienten nicht als Person zu betrachten, sondern nur als medizinischen Fall oder den Namen nicht zu kennen.
  • dem Patienten Komplimente zum Aussehen zu machen, selbst wenn das nicht mit seinem Zustand übereinstimmt (ein Patient kommentiert das mit „ein Arzt sollte es besser wissen, dass das nur so aussieht“)

Die Autoren resümieren, dass es kein Patentrezept für die richtige Kommunikation mit Krebspatienten gibt. Vielmehr sollten Ärzte herausfinden, wie die Präferenzen ihrer Patienten sind und das Patientengespräch an diese Vorlieben anpassen. Zudem sollten sie versuchen, den Patienten hinter der Krankheit zu sehen.

Quelle

Westendorp J, et al. Mind your words: Oncologists’ communication that potentially harms patients with advanced cancer: A survey on patient perspectives. Cancer 2021.doi: 10.1002/cncr.34018. Online ahead of print.