Schlaganfallpatienten werden immer jünger

Am heutigen Welt-Schlaganfall-Tag machen zahlreiche Organisationen auf das Thema Schlaganfall aufmerksam, um die breite Öffentlichkeit für diese folgenreiche Erkrankung zu sensibilisieren. Eine besorgniserregende Entwicklung ist, dass immer mehr junge Menschen davon heimgesucht werden. Welche Gründe sind dafür verantwortlich?

Es kann jeden treffen

Zu beobachten ist ein dramatischer, globaler Anstieg der Fallzahlen. In der Statistik der weltweiten Todesursachen rangieren Schlaganfälle auf Platz drei. Das ist zum Teil sicherlich auf den demografischen Wandel mit einer alternden Weltbevölkerung zurückzuführen. Maßgeblich sind aber auch – in der Regel modifizierbare – Risikofaktoren. Dennoch kennen viele Menschen die typischen, ersten Anzeichen eines Schlaganfalls nicht. Das kann fatal enden, denn in einem solchen Fall ist schnelles Handeln gefragt.

Time is brain!

Immer mehr jüngere Menschen betroffen

Ungewöhnlich und mitunter besorgniserregend ist der Anstieg in der Altersgruppe der Unter-70-Jährigen. Maßgeblich an der Entstehung beteiligt sind Risikofaktoren, die in der Regel vermeidbar wären. Zu den wichtigsten gehören:

  • (schlecht eingestellte) Hypertonie
  • Adipositas
  • Diabetes mellitus
  • Rauchen
  • Kochsalzreiche Ernährung

Weniger Kochsalz, mehr Lebensqualität

Nun könnte man im Umkehrschluss postulieren, dass ein reduzierter Salzkonsum die Schlaganfall-Inzidenz senken könnte. Und tatsächlich: In der randomisierten, prospektiven Salt Substitute and Stroke Studie wurde der Effekt einer alimentären Kochsalzreduktion auf die Schlaganfallhäufigkeit an chinesischen Hochrisikopatienten untersucht. Anstelle von reinem Natriumchlorid kamen in der Interventionsgruppe Kochsalz-Substitute bestehend aus 75 % NaCl und 25 % KCl zum Einsatz. Mit dem Ergebnis, dass Menschen mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko durch Salzverzicht effektiv gegensteuern können. Prof. Christian Gerloff, Hamburg, Präsident des DGN, kommentierte diese Erkenntnis wie folgt:

Jeder und jede hat es also in der Hand, proaktiv das eigene Schlaganfallrisiko zu reduzieren.

Post-Stroke

Prävention ist richtig und wichtig. Daneben sind aber auch die bestmögliche Versorgung und Nachsorge der Patienten zu berücksichtigen und gerade letztere wird in Deutschland stetig verbessert. Ein Beispiel dafür sind innovative digitale Angebote wie der „PostStroke-Manager“, an deren Entwicklung die Universität Leipzig maßgeblich beteiligt war. Das Ziel ist es, Schlaganfallpatienten während des Nachsorgeprozesses zu begleiten und zu unterstützen. Erreicht werden soll das über eine Kombination aus persönlicher Betreuung mit einem „Stroke-Piloten“ und einer digitalen Anlaufstelle, die mittels mobiler Endgeräte (Smartphone, Tablet, Smartwatch) adressiert werden kann. In einer Machbarkeitsanalyse sollen nun 90 ambulante Schlaganfall-Patienten über ein Jahr lang prospektiv beobachtet werden.

Eine Erkrankung mit vielen Gesichtern

Ein Schlaganfall ist Gerloff zufolge eine chronische Erkrankung mit akutem Beginn. Sie kann mit schwerwiegenden körperlichen Langzeitfolgen einhergehen: Lähmungen, Sprachstörungen und Co. gilt es möglichst zu vermeiden. Betroffene sollten daher eine lebenslange Sekundärprävention erhalten. Unter diesem Aspekt könnten innovative Konzepte wie der „PostStroke-Manager“ zukünftig immer bedeutsamer werden und eine individualisierte Therapie und Nachsorge von Schlaganfallpatienten ermöglichen.

Quellen