Kürzlich erschien die aktualisierte S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren“. Maßgeblich an der Überarbeitung beteiligt war die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Insbesondere die Erstlinientherapie und die Nachsorge könnten den Klinikalltag nachhaltig verändern.
Was ist neu?
State-of-the-art ist nach wie vor die Chemotherapie mit Paclitaxel und Carboplatin im Anschluss an eine Operation. Davon ausgenommen ist ein Ovarialkarzinom in einem sehr frühen Stadium. Daran schließt sich bei Patientinnen im fortgeschrittenen Stadium eine Erhaltungstherapie an, die mit Bevacizumab und PARP-Inhibitoren (Olaparib, Niraparib) durchgeführt werden kann.
Erstmalig sollen laut S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren“ Angiogenese- und PARP-Inhibitoren zukünftig auch in Kombination für einzelne Patientengruppen eingesetzt werden. Damit ergeben sich insgesamt drei mögliche Varianten für eine individuelle Erhaltungstherapie für Patientinnen im fortgeschrittenen Stadium:
- Bevacizumab
- Olaparib oder Niraparib
- Bevacizumab und Olaparib
Studiendaten, die auf eine Verbesserung des progressionsfreien Überlebens der Kombinationstherapie hindeuten, liegen im Moment nur für Olaparib vor. Daher kann (noch) keine Empfehlung für Niraparib in der Kombination mit Bevacizumab ausgesprochen werden. Auch in puncto Nachsorge gibt es eine Neuausrichtung. So soll die individuelle Krankheitssituation der Patientinnen in höherem Ausmaß berücksichtigt und die Nachsorge an diese angepasst werden.
Nutzen der Kombination
Während Angiogenese-Inhibitoren das Tumorwachstum hemmen, verhindern PARP-Inhibitoren die tumoreigenen Reparaturmechanismen nach Zytostatika-Applikation. Einzeln betrachtet ist jede Arzneistoffklasse für sich bereits hochwirksam, in Kombination ergab sich – zumindest für Olaparib – ein Zusatznutzen für die Wirkstoffkombination.
Lebenslange Nachsorge
Die aktualisierte Leitlinie empfiehlt, die Nachsorge betroffener Frauen ein Leben lang durchzuführen und die individuelle Krankheitssituation der Patientinnen dabei stärker zu berücksichtigen. Diese neue Nachsorgestrategie umfasst die nachfolgenden Gruppen:
- Patientinnen nach Abschluss der Primärtherapie
- nach Abschluss der Rezidivtherapie
- Nachsorge nach dem fünften Jahr („Survivorship-Gruppe“)
- Therapiemonitoring bei Erhaltungstherapie
Im Gegensatz dazu adressierte das ursprüngliche Nachsorgekonzept in erster Linie Patientinnen mit abgeschlossener Behandlung.
Alle Jahre wieder
Die S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren“ versteht sich selbst als „Living Guideline“ und wird, basierend auf neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, jährlich aktualisiert. Abzuwarten bleibt, in welcher Geschwindigkeit sich die Empfehlungen im klinischen Alltag etablieren werden.
Zum Weiterlesen
Interessierten ist der in der Arzneimitteltherapie erschienene Artikel „Niraparib und Veliparib in der Therapie des neu diagnostizierten Ovarialkarzinoms“ zu empfehlen.
Quellen
- S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren (Version 5.0), Leitlinienprogramm Onkologie, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/ovarialkarzinom/
- Pressemitteilung der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. vom 12. Oktober
- Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) vom 13. Oktober