In einer aktuellen randomisierten, kontrollierten Studie traten bei Nutzung von Salz-Ersatzprodukten weniger Schlaganfälle und schwere kardiovaskuläre Ereignisse auf. Für eine allgemeine Empfehlung zum Salzaustausch reichen die Daten jedoch nicht aus.
Besser KCl statt NaCl?
Wer viel Natrium und wenig Kalium mit der Nahrung aufnimmt, hat möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Einige Studien konnten zeigen, dass eine reduzierte Natriumzufuhr sowie eine Kalium-Supplementation blutdrucksenkende Effekte hatten.
Sind also Salz-Ersatzprodukte, bei denen ein Teil des Natriumchlorids (NaCl) durch Kaliumchlorid (KCl) ersetzt wurde, die Lösung, um in großen Bevölkerungsgruppen Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verhindern?
Bisher gibt es keine randomisierten, kontrollierten Studien, die belegen, dass sich durch die Verwendung von Salz-Ersatzprodukten wirklich schwere Erkrankungen wie Schlaganfälle, akutes Koronarsyndrom oder sogar der Tod verhindern lassen. Außerdem ist nicht klar, ob eine Hyperkaliämie mit entsprechenden Folgen auftreten kann.
Um diese Unsicherheiten zu klären, wurde die Salt Substitute and Stroke Study (SSaSS) konzipert.
Studie im ländlichen China
Knapp 21.000 Menschen aus 600 chinesischen Dörfern nahmen an der offenen clusterrandomisierten Studie teil. Sie hatten entweder bereits einen Schlaganfall gehabt oder waren über 60 Jahre alt und litten an schlecht eingestelltem Bluthochdruck. 300 Dörfer blieben beim klassischen Kochsalz, die anderen 300 Dörfer nutzten das Ersatzprodukt (75% NaCl und 25% KCl). Primärer Endpunkt war das Auftreten eines Schlaganfalls, sekundäre Endpunkte umfassten andere schwere kardiovaskuläre Ereignisse und Tod. Als Marker für die Sicherheit diente das Auftreten klinischer Hyperkaliämien. Die Teilnehmer wurden knapp fünf Jahre nachbeobachtet.
Das bessere Salz?
Die Schlaganfallrate war unter dem Ersatzprodukt signifikant niedriger als in der Kochsalzgruppe (29,14 Ereignisse vs. 33,65 Ereignisse pro 1000 Personenjahre; p = 0,006). Das Gleiche galt für schwere kardiovaskuläre Ereignisse und Tod (p<0,001). Die Rate an schweren unerwünschten Ereignissen, die einer Hyperkaliämie zuzuschreiben waren, unterschieden sich nicht (3,35 Ereignisse vs. 3,30 Ereignisse pro 1000 Personenjahre; p = 0,76).
Kommentar
Auch wenn diese Studie im Gegensatz zu den meisten anderen Ernährungsstudien eine randomisierte, kontrollierte Studie darstellt und damit als hochwertiger gilt, lassen sich daraus schwerlich allgemeine Empfehlungen ableiten.
Zum einen wurde nicht überprüft werden, ob das Ersatzprodukt auch wirklich verwendet wurde und in welchen Mengen – so hatten nämlich die Studienteilnehmer die Anweisung erhalten, mit dem Ersatzprodukt sparsamer umzugehen als mit handelsüblichem Kochsalz, sodass die besseren Werte vielleicht auch einfach durch den insgesamt verringerten Salzkonsum zustande kamen.
Zum anderen wurde das Ersatzprodukt für den gesamten Haushalt des Teilnehmers zur Verfügung gestellt, die Auswirkungen aber nicht für alle Konsumenten untersucht. Dementsprechend lässt sich also nicht beurteilen, ob beispielsweise auch Menschen ohne Vorerkrankungen oder junge Menschen vom Salztausch profitieren oder vielleicht sogar doch Schaden nehmen.
Auch wurde nur die Mischung 75/25 untersucht, handelsübliche Produkte sind aber in allen möglichen Zusammensetzungen verfügbar, bei denen anhand der vorliegenden Studie niemand abschätzen kann, ob sie die gleichen Effekte (positiv wie negativ) haben.
Rein praktisch wäre auch eine Empfehlung für die hier untersuchte Gruppe schwierig. Familien müssten plötzlich getrennt kochen, wenn nicht alle in die Risikogruppe fallen, was kaum praktikabel ist. Dann ist es vielleicht doch einfacher, weiterhin gefährdeten Personen einen geringeren Salzkonsum nahezulegen – der Rest der Familie salzt dann einfach nach.
Quelle
Neal B, et al. Effect of Salt Substitution on Cardiovascular Events and Death. N Engl J Med 2021. doi: 10.1056/NEJMoa2105675. Online ahead of print.