Vom 16. bis 21. September 2021 fand der Kongress der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie ESMO virtuell statt. Vorgestellt wurden unter anderem Daten zu Long-COVID bei Tumorpatienten aus dem OnCOVID-Register.
Corona und Krebs
Welche Auswirkungen hat COVID-19 bei Krebspatienten in Bezug auf Langzeitnebenwirkungen und auf die weitere Krebsbehandlung? Dieser Frage sollte mit einer Auswertung von Cortellini et al. nachgegangen werden, die auf dem diesjährigen ESMO-Kongress vorgestellt wurde.
Für die Auswertung wurden Daten von aus dem „OnCOVID-Register“ verwendet. Insgesamt wurden bis Februar 2021 Daten von 2795 Krebspatienten mit COVID-19 an 35 europäischen Institutionen gesammelt, von denen für 1557 Patienten Langzeitdaten vorlagen.
15% der Krebspatienten mit Folgeerkrankungen
Von den 1557 eingeschlossenen COVID-19-Überlebenden berichteten 234 (15%) über Folgeerkrankungen, einschließlich Atemwegssymptomen (50%) wie Atemnot oder chronischem Husten, Fatigue (41%) und kognitiven/psychologischen Dysfunktionen (4%) – typischen Symptomen für „Long-COVID“.
Männer waren signifikant häufiger betroffen als Frauen, ebenso Patienten ≥65 Jahre, Patienten mit zwei oder mehr Begleiterkrankungen oder mit Raucheranamnese.
Von 473 Patienten, die zum Zeitpunkt der COVID-19-Diagnose eine systemische Krebstherapie erhielten, brachen 62 (13%) ihre Therapie dauerhaft ab. Häufigste Gründe für den Therapieabbruch waren eine Verschlechterung des Performance-Status (45%) oder Krankheitsprogression (16%). Das dauerhafte Absetzen der Krebstherapie war mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden (Hazard-Ratio 4,2).
Krebstherapie rechtzeitig anpassen
Bei 75 (16%) Patienten wurde die Krebstherapie angepasst, um einen Krankenhausaufenthalt (40%), eine Immunsuppression (57%) oder unerwünschte Ereignisse (20%) zu verhindern. Die Anpassungen der systemischen Therapien hatten keinen nachteiligen Einfluss auf das Überleben.
Ziel sollte es Alessio Cortellini, London, zufolge daher sein, die Therapie rechtzeitig anzupassen. Ein vollständiges Absetzen sollte vermieden werden.
Quellen
Cortellini A, et al. 1560O_PR – Prevalence and impact of COVID-19 sequelae on treatment pathways and survival of cancer patients who recovered from SARS-CoV-2 infection. Annals of Oncology (2021) 32 (suppl_5): S1129-S1163. 10.1016/annonc/annonc713.
Pressemitteilung ESMO vom 10. September 2021.