Systemische Therapie bei atopischer Dermatitis

Schätzungsweise sind in Deutschland 3,5 Millionen Menschen von atopischer Dermatitis, auch Neurodermitis genannt, betroffen. Reicht eine topische Behandlung nicht aus, versprechen systemische Medikamente neuerer Generationen Besserung.

Behandlung in zwei Stufen

Zum heutigen Welt-Neurodermitis-Tag weisen die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) und der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) auf die Therapiemöglichkeiten der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung hin. Bei leichter Ausprägung und als erste Option gelten topische Medikamente wie Glucocorticoide und/oder Calcineurininhibitoren als Mittel der Wahl. Reicht die äußere Behandlung gegen die typischen Symptome wie Trockenheit, rote Flecken, Bläschen und Schuppung, Entzündungen und starker Juckreiz nicht aus, sollten nach Ansicht der Experten die neuen therapeutischen Optionen in Form von systemischen Medikamenten eingesetzt werden. Dazu zählen Immunsuppressiva, JAK-Inhibitoren und spezifische Antikörper (Biologika).

Systemisch: Verschiedene Möglichkeiten

Immunsuppressiva wie Ciclosporin können bei schweren Formen von atopischer Dermatitis eingesetzt werden, weisen aber ein potenziell ungünstiges Nebenwirkungsprofil auf. Daher sollte ihr Einsatz nach Meinung der Fachverbände allenfalls zeitlich begrenzt erfolgen.

Neue Therapien in Form von spezifischen Antikörpern und sogenannten kleinen Molekülen haben eine neue Ära eingeleitet.

Alternative 1: Biologika

Es stehen verschiedene Biologika zur Verfügung, denen hohe Wirksamkeit und gute Verträglichkeit bescheinigt wurde. Auch wenn eine Heilung bislang nicht möglich ist, können die neuen Wirkstoffe den Juckreiz reduzieren, das Hautbild verbessern und das Schlafvermögen erhöhen – und damit die Lebensqualität der Patienten deutlich steigern.

Wirkstoffe für eine antikörperbasierte Therapie zur Behandlung von atopischer Dermatitis sind:

  • Dupilumab erhielt als erstes Biologikum die Zulassung zur Behandlung der moderaten bis schweren atopischen Dermatitis. Es ist auch für Kinder ab sechs Jahren und Jugendliche freigegeben und wird alle zwei Wochen mittels Fertig-Pen oder Fertigspritze verabreicht.
  • Tralokinumab ist seit Juni diesen Jahres zugelassen und kann erste Behandlungserfolge aufweisen.
  • Nemolizumab und Lebrikizumab befinden sich in der klinischen Entwicklung.

Alternative 2: JAK-Inhibitoren 

Einen anderen Ansatz verfolgen Januskinase(JAK)-Inhibitoren, die Entzündungsprozesse hemmen können. Anders als die oben genannten Biologika sind sie nicht auf einzelne Botenstoffe zugeschnitten, sondern hemmen die Signalweiterleitung in der Zelle und sorgen für ein Abklingen von Entzündungen. JAK-Inhibitoren werden in der Regel als Tabletten eingenommen. Sie können Ekzeme und Juckreiz schnell reduzieren und führen zu einer raschen Verbesserung der Lebensqualität von Patienten. „Die JAK-Inhibitoren sind eine willkommene Ergänzung der therapeutischen Möglichkeiten, denn sie können beispielsweise auch denjenigen Patienten weiterhelfen, die von den anderen Therapien nicht so profitieren konnten“, sagt Professor Dr. med. Tilo Biedermann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, TU München und DDG-Past-Präsident.

Als JAK-Inhibitoren zur Behandlung von atopischer Dermatitis sind bekannt:

  • Baricitinib, seit Oktober 2020 für Erwachsene zugelassen.
  • Upadacitinib, seit August dieses Jahres zugelassen.
  • Abrocitinib zeigte gute Ergebnisse und steht kurz vor der Zulassung.
  • Delgocitinib, Ruxolitinib und Tofacitinib als Creme sind in der Erforschung.

In den Leitlinien

Aufgrund der Effektivität der neuen Medikamente wurden im vergangenen Jahr die neuen Behandlungsempfehlungen zur Systemtherapie der Neurodermitis in die aktuelle Leitlinie Neurodermitis aufgenommen.

Quelle

Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG). Pressemitteilung vom 06.09.2021: Welt-Neurodermitis-Tag am 14. September: systemisch wirkende Therapeutika verbessern Behandlung. (Zugriff am 08.09.2021)