Unregelmäßiger Schlaf macht anfällig

Immer wieder erkältet? Das liegt vielleicht an Ihrem Schlaf. Unzureichende Nachtruhe schwächt auf Dauer offenbar das Immunsystem.

Die innere Uhr

Sind die Nächte wenig erholsam, hat das spürbare Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit von Körper und Geist. Denn viele Vorgänge im Organismus folgen einer sogenannten inneren Uhr, dem zirkadianen Rhythmus. Der Körper erholt sich am besten in der Dunkelphase und ist tagsüber eher zu hohen Leistungen fähig. Die einzelnen Perioden dauern ungefähr 24 Stunden, orientieren sich am Hell-Dunkel-Wechsel in der Natur, ihr Rhythmus ist aber im Großen und Ganzen unabhängig von äußeren Signalen.

Immunzellen lieben die Routine

Auch das Immunsystem kann mit regelmäßigen Schlafphasen effektiver arbeiten – vor allem, wenn das (Arbeits-)Leben sich am natürlichen zirkadianen Rhythmus orientiert. Denn wie alle Zellen folgen auch Hormone und Zytokine der inneren Uhr. Als Kommunikationsmittel innerhalb der Immunabwehr bestimmen sie maßgeblich über die Verteilung von Abwehrzellen und die Effektivität der körpereigenen Abwehrmaßnahmen. Ein Lebensrhythmus entgegen dieses Systems kann offenbar zu einer eingeschränkten Immunaktivität und zu vermehrten Infektionen führen.

Nicht gut: weniger als 6 und mehr als 9 Stunden

Eine aktuelle Analyse, basierend auf einer repräsentativen Umfrage aus den USA mit fast 60.000 Teilnehmern zu Schlafdauer, Arbeitsrhythmus und der Häufigkeit von Grippe und Erkältungen kam zu folgenden Ergebnissen:

  • Eine Schlafdauer von fünf Stunden oder weniger war assoziiert mit einer erhöhten Infektanfälligkeit im Vergleich zu einer sieben- bis achtstündigen Schlafdauer (Odds-Ratio 1,44).
  • Bei einer täglichen Schlafdauer von mehr als neun Stunden traten Infekte um 20 % häufiger auf (Odds-Ratio 1,20).
  • Menschen, die in Wechselschicht arbeiteten, hatten ebenfalls ein um 20 % erhöhtes Risiko für Grippe und Erkältungen (Odds-Ratio 1,20).

Die „normale“ und scheinbar auch für den Organismus optimale Nachtruhe beträgt zwischen sieben und acht Stunden. Ein unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus scheint es Erkältungen und Grippeerkrankungen leichter zu machen.

Schichtarbeit besser vorwärts

Wechselnde Arbeitszeiten bringen den zirkadianen Rhythmus durcheinander und sind eine Belastung für den Organismus. Menschen mit einem Job im Schichtsystem leiden öfter unter Schlafproblemen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung und Konzentrationsschwäche. Auch psychische Folgen und Stimmungsschwankungen sind bekannt.

Die Belastung kann mit einer durchdachten Arbeitsorganisation gering gehalten werden: Schichtwechsel mit dem Uhrzeigersinn sind angenehmer als entgegen dem Uhrzeigersinn. Wenn es möglich ist, sollte also eher allmählich von Tag- zur Abend- und dann zur Nachtschicht routiert werden. Schichtwechsel von einer Nacht- zu einer Abend- und dann zu einer Tagschicht sind eher zu vermeiden.

Quelle

Prather AA, Carroll JE. Associations between sleep duration, shift work, and infectious illness in the United States: Data from the National Health Interview Survey. Sleep Health 2021; https://doi.org/10.1016/j.sleh.2021.05.004.