Neue S2k-Leitlinie für Diagnostik und Therapie der multiplen Sklerose

Seit der Veröffentlichung der Leitlinie 2012 gibt es zahlreiche neue Therapieoptionen. Das Stufenschema hat ausgedient und bei progredienten Formen gibt es nun zugelassene Medikamente.

Was hat sich in den MS-Leitlinien geändert?

Die Diagnostik der multiplen Sklerose (MS) wurde durch die Revision der McDonald-Diagnosekriterien 2017 vereinfacht. Zudem haben die Autoren der Leitlinie MS-verwandte Erkrankungen wie die Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) und die MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen als eigenständige Krankheitsentitäten aufgenommen.

Das bisherige Behandlungs-Stufenschema wurde ersetzt. Die verlaufsmodifizierenden MS-Medikamente sind nun in drei Wirksamkeitskategorien eingeteilt.

Immuntherapie der schubförmigen MS

Nach den Effekten auf die Reduktion der Schubrate sind die Immuntherapeutika in drei Kategorien eingeteilt.

  • Wirksamkeitskategorie 1: Beta-Interferone einschl. Peginterferon, Dimethylfumarat, Glatirameroide, Teriflunomid
  • Wirksamkeitskategorie 2: Cladribin, Fingolimod, Ozanimod
  • Wirksamkeitskategorie 3: Alemtuzumab, CD20-Antikörper (Ocrelizumab und Rituximab [off-label], Natalizumab

Mit zunehmender Wirksamkeit nehmen allerdings auch die seltenen unerwünschten schweren Arzneimittelwirkungen zu.

Substanzen der Wirksamkeitskategorie 1 sind indiziert, sofern kein wahrscheinlich hochaktiver Verlauf vorliegt. Substanzen der Wirksamkeitskategorie 2 und 3 können bei therapienaiven Patienten erwogen werden, wenn ein wahrscheinlich hochaktiver Verlauf vorliegt.

Immuntherapie der progredienten MS

Zur Behandlung der primär progredienten MS (PPMS) sollen nach der aktuellen Studienlage nur CD20-Antikörper (Ocrelizumab, Rituximab [off-label]) eingesetzt werden. Bei Patienten jenseits des 50. Lebensjahrs – insbesondere beim Fehlen von entzündlicher MRT-Aktivität – sollte die Indikation für CD20-Antikörper bei PPMS sehr streng gestellt werden.

Bei aktiver sekundär progredienter MS (SPMS) kann der Einsatz von Siponimod, Beta-Interferonen, Cladribin und CD20-Antikörpern erwogen werden. Junges Lebensalter, kurze Krankheitsdauer, geringer Behinderungsgrad, überlagerte Schübe oder rasche Zunahme der Behinderung und der Nachweis von entzündlicher Aktivität in der MRT stellen Argumente für eine Immuntherapie dar.

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