Rechtzeitig zum Darmkrebs-Screening

Bei Darmkrebs in der Familie sollte bereits vor dem 50. Lebensjahr an ein Darmkrebs-Screening gedacht werden.

Auf der Online-Jahrespressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) am 6. Mai wies Professor Dr. med. Frank Kolligs, Berlin, auf die Bedeutung der Darmkrebs-Prävention bei familiärer Belastung hin.

Die Zahlen sinken

Seit  Einführung des Darmkrebs-Screenings sind die  Darmkrebs-Neuerkrankungen um mehr als 20% zurückgegangen. Gesetzliche Krankenkassen bieten ihren Versicherten ab 50 Jahren eine Einladung und Information zum Darmkrebs-Screening. Einmal pro Jahr soll ein immunologischer Stuhltest (fäkal immunologischer Test, FIT) durchgeführt werden, mit dem kleine Blutmengen im Stuhl nachgewiesen werden können. Das kann ein Hinweis auf Darmkrebs oder Vorstufen wie Polypen oder Adenome sein. Alternativ haben Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren Anspruch auf eine Vorsorgekoloskopie. Bei unauffälligem Befund wird der FIT in den ersten fünf Jahren jährlich und danach zweijährlich empfohlen. Die Koloskopie soll nach zehn Jahren wiederholt werden.

Mit 1,9 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr zählt Darmkrebs dennoch zu den weltweit häufigsten Krebserkrankungen. In Deutschland sind es derzeit etwa 60000 Neuerkrankungen und 24000 Todesfälle pro Jahr.

Erhöhtes Risiko bei Verwandten mit Darmkrebs

Bei den meisten Menschen wird ein Kolonkarzinom erst jenseits des 50. Lebensjahrs diagnostiziert. Etwa 6000 Personen erhalten die Diagnose Darmkrebs bereits vor dem 50. Geburtstag und werden durch das Präventionsprogramm nicht erfasst. Bei diesen Patienten liegt meist eine familiäre Belastung vor. Etwas jeder Zehnte in Deutschland hat einen Verwandten 1. Grades, der an Darmkrebs erkrankt ist. Hier ist das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, um das 2- bis 6-Fache erhöht.

Das Risiko ist umso höher:

  • je jünger der Verwandte bei der Diagnose Darmkrebs war,
  • je mehr Verwandte betroffen sind und
  • je enger der Verwandtschaftsgrad ist.

Frühzeitig zur Koloskopie

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) empfiehlt daher Personen mit Verwandten 1. Grades, die an Darmkrebs erkrankt sind, bereits zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter des Verwandten eine Koloskopie durchführen zu lassen. Dies gilt auch, wenn fortgeschrittene Ademone festgestellt wurden. Die familiäre Krebsbelastung wird bereits beim 3-jährlichen Gesundheitscheck ab 35 Jahren erfasst, der Anspruch auf eine präventive Koloskopie vor dem 50. Lebensjahr sollte bei diesen Patienten jedoch verankert werden. Auch betonte Professor Kolligs die Notwendigkeit eines bundesweites Registers für die Identifizierung von Risikogruppen.