Schon lange muss ein gutes orales Antidiabetikum mehr können, als den Blutzucker zu senken. Dazu gehören Blutdrucksenkung, Gewichtsreduktion und Nierenschutz. Mittlerweile werden die Substanzen auch bei Patienten ohne Diabetes eingesetzt. Wir haben die vier wichtigsten Indikationen für Sie zusammengefasst.
Herzinsuffizienz
Nachdem sich gezeigt hatte, dass sich eine bestehende Herzinsuffizienz unter Glitazonen verschlechtern kann, forderten die Behörden entsprechende Sicherheitsstudien bei neuen Antidiabetika. Dabei zeigten sich bald die positiven Effekte von GLP-1-Analoga und SGLT-2-Inhibitoren auf kardiovaskuläre Endpunkte. Diese erstrecken sich auch Patienten ohne Diabetes. Das zeigten große Studien wie DAPA-HF (Dapagliflozin) und EMPEROR-Reduced (Empagliflozin).
Dapagliflozin ist bereits zur Behandlung der Herzinsuffizienz zugelassen.
Adipositas
GLP-1-Analoga und SGLT-2-Inhibitoren wirken sich positiv auf das Gewicht aus – bei Typ-2-Diabetes ein höchst willkommener Nebeneffekt.
In der Indikation Übergewicht zugelassen ist bereits Liraglutid, das in der Studie SCALE™ Obesity and Pre-Diabetes im Vergleich zu Placebo zu einem klinisch relevanten Gewichtsverlust führte. Bisher ist die Anwendung auf Erwachsene beschränkt, es gibt aber bereits Studien bei Jugendlichen.
Auch Semaglutid zeigte positive Effekte auf das Gewicht bei Patienten ohne Diabetes in den STEP-Studien.
Therapielimitierend scheinen jedoch die Nebenwirkungen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall zu sein. Es bleibt daher abzuwarten, ob sich GLP-1-Analoga als die Antiadiposita der ersten Wahl etablieren. Bereits bei Orlistat stellte sich die Frage, ob die Erfolge beim Abnehmen nicht eher auf den Nebenwirkungen beruhen.
Diabetesprävention
In mehreren Studien zeigte sich, dass SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Analoga auch die Entstehung eines Typ-2-Diabetes beziehungsweise den Übergang eines Prädiabetes aufhalten oder zumindest verzögern können. Aktuelles Beispiel ist eine weitere Auswertung der DAPA-HF-Studie. Natürlich können Maßnahmen wie mehr Bewegung und Ernährungsumstellung dafür nicht entfallen, aber SGLT-2-Inhibitoren könnten in Zukunft dazu dienen, diese zu Unterstützen.
Nierenfunktion
Ohne ausreichende Therapie kommt es beim Diabetes mellitus zur namensgebenden Glucosurie. SGLT-2-Inhibitoren verstärken genau diesen Mechanismus. Also müssen sie schädlich für die Nieren sein, oder?
Trotz solcher Überlegungen war man bald von den nierenprotektiven Wirkungen der SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Analoga überzeugt. Mittlerweile gibt es auch Studienergebnisse bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung ohne Diabetes. Ein aktuelles Beispiel ist die DPA-CKD-Studie.