Syphilis auf dem Vormarsch

Die Zahl der Syphilis-Fälle steigt in Deutschland seit 2010 rasant. Um Infektionsketten zu durchbrechen, sind eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend.

Syphilis – keine Erkrankung des letzten Jahrhunderts

Die Zahl der Syphilis-Meldungen ging von Ende der 1970er-Jahre bis Anfang der 1990-er-Jahre  in Deutschland vor allem durch das Auftreten von AIDS zurück.

Seit 2010 meldet das RKI jedoch einen rasanten Anstieg der Syphilis-Fälle. Für 2019 wurde mit 7889 Infektionen ein neuer Höchststand gemeldet. Die bundesweite Inzidenz lag bei 9,5 Fällen/100.000 Einwohner.

Inzidenzen besonders hoch in Ballungsräumen

Die mit Abstand höchsten Inzidenzen wurden in Berlin (39,7) und Hamburg (24,5) registriert. Auch in den Städten Köln, München, Frankfurt/M., Offenbach, Mannheim, Düsseldorf, Leipzig und Stuttgart waren hohe Inzidenzen (>20/100.000 Einwohner) zu verzeichnen.

Frauen waren 2019 nur mit einem Anteil von 5,8% betroffen. 86% der Infektionen waren auf Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), zurückzuführen.

Der Anstieg der Syphilis-Infektionen hat sicherlich damit zu tun, dass zu wenig über die Symptome der Syphilis bekannt ist. Aber auch damit, dass die Menschen durch mittlerweile sehr gut behandelbaren HIV-Infektion sorgloser geworden sind.

Typische Symptome

Der Erreger der Syphilis, das Bakterium Treponema pallidum, wird durch Schleimhautkontakte von Mensch zu Mensch übertragen. Die Übertragungswahrscheinlichkeit beim Geschlechtsverkehr ist im Vergleich mit anderen sexuell übertragenen Erkrankungen sehr hoch.

Die Syphilis (Synonym: Lues, lat. für ansteckende Krankheit) verläuft in mehreren Stadien:

Primärstadium

Nach einer meist 2- bis 3-wöchigen Inkubationszeit entsteht an der Eintrittsstelle des Erregers ein Bläschen oder Knötchen (Papel), aus dem sich ein schmerzloses, bis zu 3 cm großes Geschwür (Ulkus) entwickelt. Am häufigsten kommt dieses Ulkus, der sog. harte Schanker, in der Genital- oder Analregion vor. Beim Mann ist meist die Eichel des Penis (Glans penis), bei der Frau sind meist die Schamlippen (Labien) betroffen. Eine Woche nach dem Auftreten des Ulkus vergrößert sich der regionale Lymphknoten. Extragenitale Läsionen sind beispielsweise schmerzhafte Geschwüre an der Lippe oder Zunge (orales Ulkus). Hier ist eine Ansteckung durch Küssen möglich.

Sekundär-und Tertriärstadium

Im Sekundärstadium macht sich die Erkrankung durch Allgemeinsymptome und Hauterscheinungen bemerkbar. Im Tertiärstadium (Jahre nach der Erstinfektion) kann es zur Schädigung des Gehirns und der Blutgefäße kommen.

Frühe Diagnose und Behandlung notwendig

Die auf einen neuen Höchststand gestiegene Anzahl von Syphilis-Infektionen in Deutschland unterstreicht die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung, um Infektionsketten möglichst frühzeitig zu unterbrechen und dadurch neue Infektionen zu verhindern, so das RKI.

Deshalb sollte man auch als Apotheker die typischen Symptome kennen und bei entsprechenden Schilderungen der Patienten hellhörig werden und die Patienten zum Arzt schicken.

Fortbildungstipp

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