Metamizol wird in Deutschland gerne und oft verordnet. In vielen anderen Ländern Europas ist es schon lange nicht mehr zugelassen. Und dafür gibt es jetzt einen weiteren Grund.
Was ist passiert?
Es wurden Fälle eines arzneimittelbedingten Leberschadens (drug-induced liver injury, DILI) unter der Behandlung mit Metamizol berichtet.
Die Leberschäden traten wenige Tage bis Monate nach Behandlungsbeginn auf. Anzeichen und Symptome schlossen erhöhte Leberenzymwerte im Serum mit oder ohne Ikterus ein, häufig im Zusammenhang mit anderen Arzneimittelüberempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Hautausschlag, Blutbildveränderungen, Fieber und Eosinophilie) oder begleitet von Merkmalen einer Autoimmunhepatitis. Bei einigen Patienten trat nach erneuter Anwendung wieder ein Leberschaden auf.
Was muss ich bei einer Metamizol-Verordnung in Zukunft beachten?
Der Patient sollte die Metamizol-Einnahme sofort beenden, wenn Symptome auftreten, die auf einen Leberschaden hindeuten. Daher sollte man ihn über die möglichen Symptome (s. oben) aufklären. Sollte es Hinweise auf einen Leberschaden geben, muss ein Arzt die Leberfunktion prüfen und überwachen. Ist unter Metamizol ein Leberschaden aufgetreten, sollte die Metamizol-Behandlung nur wieder begonnen werden, falls der Leberschaden nachweislich eine andere Ursachen hatte.
Wie häufig tritt ein Leberschaden auf?
Die genaue Häufigkeit kann nicht berechnet werden. Da Metamizol aber schon sehr lange eingesetzt wird, geht man davon aus, dass die Nebenwirkung sehr selten eintritt.
Ist Metamizol ein sicheres Arzneimittel?
Die aktuelle Meldung spielt bei den Risiken von Metamizol wahrscheinlich eher eine untergeordnete Rolle. Bedeutsamer ist das Agranulozytose-Risiko. Die Nebenwirkung ist sehr selten aber gefährlich: Zwischen 1990 und 2010 sind etwa 300 Fälle von Agranulozytosen im Zusammenhang mit Metamizol gemeldet worden, mit einem tödlichen Ausgang in etwa 20% der Fälle. Möglicherweise tritt die Agranulozytose unter Metamizol sogar häufiger auf, da wahrscheinlich vor allem schwere Fälle gemeldet werden.
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hat zum Agranulozytose-Risiko bereits 2011 und 2017 jeweils eine Drug Safety Mail verfasst. Bei Auftreten von Fieber, Halsschmerzen und entzündlichen Schleimhautveränderungen unter Behandlung mit Metamizol muss der Patient sofort den Arzt aufsuchen; dieser muss eine Agranulozytose in Betracht ziehen, umgehend das Differenzialblutbild kontrollieren und Metamizol pausieren.
Wann ist Metamizol indiziert?
Metamizol ist als Erstlinienbehandlung zugelassen für akute starke Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen sowie für Kolik- und Tumorschmerzen. Bei anderen starken Schmerzen oder auch hohem Fieber ist es nur zugelassen, wenn therapeutische Maßnahmen erster Wahl nicht indiziert sind bzw. nicht angesprochen haben.