COVID-19; Originalbild: Eisenhans/Adobe Stock

Impfbereitschaft gegen COVID-19

Eine Umfrage mit 13.426 Teilnehmern zur Akzeptanz einer COVID-19-Impfung zeigte ein gemischtes Bild zur Impfbereitschaft der Bevölkerung. Die Teilnehmer kamen aus 19 Ländern aus den Top 35 der betroffenen Länder, darunter auch China, Deutschland, die USA und Russland.

Durchimpfung oft entscheidend für Erfolg

Die Pandemie stellt eine enorme gesundheitliche Belastung dar und zerstört gleichzeitig wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen, so die Autoren der Studie. Wenn ein Impfstoff zur Verfügung steht, muss dieser zügig möglichst flächendeckend und risikogerecht verteilt werden. Dazu müssen entsprechende Kapazitäten im Gesundheitssystem geschaffen werden.

Gleichzeitig muss Vertrauen der Bevölkerung in die Impfung bestehen, damit diese überhaupt angenommen wird. Denn wie die WHO im letzten Jahr feststellte, sind Impfzögerer und -verweigerer eine der zehn größten Bedrohungen der weltweiten Gesundheit. In vielen Ländern führen Impfverzögerung und Fehlinformationen dazu, dass bei verschiedenen Erkrankungen keine ausreichenden Impfraten erzielt werden können.

Wie es um die Impfbereitschaft im Fall von COVID-19 bestellt ist, wenn dann ein Impfstoff zur Verfügung steht, sollte eine Umfrage klären.

Umfrageergebnisse zeigen gemischtes Bild

Die Teilnehmer sollten folgende Aussagen auf einer fünfstufigen Likert-Skala (ich stimme nicht zu – ich stimme eher nicht zu – neutral/keine Meinung – ich stimme eher zu – ich stimme voll zu) bewerten:

  1. Wenn eine nachgewiesenermaßen wirksame und sichere Impfung gegen COVID-19 zur Verfügung steht, lasse ich mich impfen.
  2. Ich würde mich auf Empfehlung meines Arbeitgebers impfen lassen, wenn eine nachgewiesenermaßen wirksame und sichere Impfung gegen COVID-19 zur Verfügung steht.

Knapp 72% der Befragten würden sich wahrscheinlich impfen lassen (25% stimmten eher zu, 47% stimmten voll zu), 8% auf keinen Fall. Die höchste Zustimmung wurde mit knapp 90% in China erreicht, die niedrigste in Russland mit knapp 55%. Die völlige Ablehnung einer Impfung zeigte ein ähnliches Bild: Keiner der chinesischen Befragten lehnte die Impfung ab, aber mehr als 15% der russischen Teilnehmer – nur in Polen war die Ablehnung mit 18% noch größer. In Deutschland gaben 68% der Befragten an, sich wahrscheinlich impfen lassen zu wollen, aber auch gut 10%, dies auf keinen Fall zu wollen. In den USA war die Zustimmung zur Impfung größer und die Ablehnung niedriger als in Deutschland.

61% würden sich auf Empfehlung ihres Arbeitgebers impfen lassen (30% und 32%). Insgesamt zeigte sich bei dieser Frage hinsichtlich der Länderverteilung ein ähnliches Bild wie bei der Impfbereitschaft allgemein.

Was beeinflusst die Impfbereitschaft?

Menschen mit höherem Einkommen und höherem Bildungsgrad zeigten öfter die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, ebenso wie Menschen, die ein hohes Vertrauen in ihre Regierung haben. Letztere würden sich auch häufiger auf Empfehlung ihres Arbeitgebers immunisieren lassen.

Frauen wollten sich öfter impfen lassen als Männer und ältere Menschen öfter als jüngere. Keinen Einfluss auf die Impfbereitschaft hatte dagegen eine vorangegangene Infektion mit COVID-19 beim Befragten selbst oder einem Familienangehörigen. Hohe Fall- und Todeszahlen im eigenen Land wiederum führten zu einer höheren Impfbereitschaft.

Keine Beweise für Senkung der Sterblichkeit

Für eine erste Abschätzung der Impfbereitschaft sind solche Umfragen sicher wertvoll. Was ich vermisse, ist die Diskussion, wie die Aussage „nachgewiesenermaßen wirksam und sicher“ von den Befragten bewertet wird. Laut einer aktuellen Publikation im British Medical Journal (BMJ) ist dies nämlich zum einen die Erwartung, weniger schwer zu erkranken oder zu sterben, aber zum anderen auch die Verhinderung einer Infektion und Weitergabe an andere.

Allerdings beantwortet laut dem Beitrag im BMJ keine der aktuellen Phasen-III-Studien diese Fragen. In keiner der Studien wird untersucht, ob eine Impfung eine weitere Übertragung verhindert. Als effektiv wird die Impfung eingestuft, wenn sie das relative Risiko, eine laborbestätigte Infektion plus ein Symptom wie Husten zu bekommen, um 50% (bzw. sogar nur um 30%) senkt. Außerdem seien die Probandenzahlen zu klein, um überhaupt signifikante Zahlen bei Krankenhausaufnahmen und Tod zu erhalten. Der Grund sei, dass beides in der gewählten Studienpopulation ausgesprochen selten vorkomme. Zudem gehören die Probanden selten besonders gefährdeten Patientengruppen an (z. B. Ältere, Immungeschwächte), sodass ein Nutzen für diese Gruppen nicht sicher nachgewiesen werden kann.

Ähnliches gilt auch für die seit Jahrzehnten eingesetzte Grippeimpfung: Sie milderte in Studien schwere Verläufe, es gibt aber bisher keine belastbaren Daten, dass sie die Sterblichkeit bei Risikogruppen wie älteren Menschen senkt.

Ich frage mich, ob die Impfbereitschaft deutlich sinkt, wenn Menschen ihre Erwartung an eine Impfung nicht erfüllt sehen. Möglichweise blüht dann einem COVID-19-Impfstoff ein ähnliches Schicksal wie der Grippeimpfung, bei der Jahr für Jahr zu niedrige Impfquoten beklagt werden – auch bei Risikogruppen.

Quelle

Lazarus JV, et al. A global survey of potential acceptance of a COVID-19 vaccine. Nat Med;2020. https://doi.org/10.1038/s41591-020-1124-9.