Blutdrucksenker sind nicht kanzerogen

Ob Blutdrucksenker das Risiko für Krebs erhöhen oder gar reduzieren, wird seit vielen Jahren diskutiert. Einer aktuellen Metaanalyse von 31 Studien mit mehr als 260.000 Patienten zufolge gibt es Entwarnung: Für keine der untersuchten antihypertensiven Substanzgruppen konnte ein signifikanter Zusammenhang mit Krebs gefunden werden.

Bisherige Ergebnisse waren inkonsistent

Ein möglicher Zusammenhang zwischen Blutdruckmedikamenten und Krebs wird seit Langem diskutiert, doch die bisherigen Ergebnisse waren widersprüchlich. Eine der bislang umfangreichsten Untersuchungen zu diesem Thema stellte Emma Copland, Oxford/England, auf dem diesjährigen virtuellen Kongress der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology, ESC) vor. Das Ergebnis: Es gibt keine Hinweise darauf, dass blutdrucksenkende Medikamente das Krebsrisiko erhöhen (oder erniedrigen).

Metaanalyse von 31 Studien zum Thema

Die Forscher der „Blood Pressure Lowering Treatment Trialists‘ Collaboration“ (BPLTTC) betrachteten in ihrer Analyse fünf blutdrucksenkende Wirkstoffklassen getrennt voneinander: Inhibitoren des Angiotensin-Converting-Enzyms (ACE-Hemmer), Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARB), Betablocker, Calciumkanalblocker und Diuretika. Für jede Arzneimittelklasse wurde das Risiko für die Patienten berechnet, Krebs zu entwickeln (allgemein sowie für einzelne Tumorarten) oder an Krebs zu sterben.

Insgesamt wurden 31 Studien mit 260.000 Patienten ausgewertet. In durchschnittlich vier Jahren Beobachtungszeit wurden etwa 15.000 neue Krebsdiagnosen gestellt. Die Forscher fanden jedoch keine Hinweise darauf, dass blutdrucksenkende Wirkstoffe das Krebsrisiko erhöhten. Dieser Befund war unabhängig von Alter, Geschlecht, Körpergröße, Raucherstatus und dem früherem Gebrauch von blutdrucksenkenden Arzneimitteln. Das Hazard-Ratio (HR) für Krebs allgemein betrug

  • 0,99 (95%-Konfidenzintervall [KI]) 0,94–1,04) mit ACE-Hemmern
  • 0,97 (95%-KI 0,93–1,02) mit ARB
  • 0,98 (95%-KI 0,89–1,08) mit Betablockern
  • 1,06 (95%-KI 1,01–1,11) mit Calciumkanalblockern
  • 1,01 (95%-KI 0,95–1,07) mit Diuretika

Die Effektgrößen unterschieden sich nicht signifikant voneinander. Auch in Bezug auf einzelne Krebsarten wie Brust-, Darm-, Lungen-, Prostata oder Hautkrebs waren die Ergebnisse ähnlich.

Fazit

Auch eine langfristige Einnahme von Blutdrucksenkern erhöht dieser großen Untersuchung zufolge nicht das Risiko für die gängigen Krebsarten. Das ist ein wichtiges Ergebnis, denn eine nicht oder nicht ausreichend behandelte Hypertonie birgt andere Risiken, etwa für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. In vielen Fällen reichen Lebensstilmaßnahmen nicht aus, um eine zufriedenstellende Senkung des Blutdrucks zu erreichen. In Bezug auf das Krebsrisiko kann Patienten Entwarnung gegeben werden, wenn Unsicherheiten aufgrund der Mediakation bestehen.

Welche Empfehlungen allgemein für die Behandlung von Bluthochdruck gelten, hat mein Kollege hier zusammengefasst.