Die Top 7 der Mordgifte

Die Vergiftung des Kreml-Kritikers Nawalny mit einem Acetylcholinesterase-Inhibitor wurde zunächst nicht festgestellt. Dabei ist das Prinzip nicht neu.

Der Fall Nawalny

Mittlerweise steht fest: Nowitschok ist für den Zustand Nawalnys verantwortlich. Dabei handelt es sich um eine Gruppenbezeichnung von Nervenkampfstoffen, die in der Sowjetunion entwickelt wurden und als Acetylcholinesterase-Inhibitoren wirken.

Wir haben unsere Top 7 der Mordgifte aus Vergangenheit und Gegenwart zusammengestellt, von denen eines den gleichen Wirkungsmechanismus wie Nowitschok hat.

7. Pflanzen und Pilze

Bereits in der Antike waren Pflanzen verbreitet als Mittel, um sich ungeliebter Mitmenschen zu entledigen. Dazu gehören Eisenhut (Toxin: Aconitin), Knollenblätterpilze (Phalloidin und andere) sowie der berühmte Schierlingsbecher auf Basis von geflecktem Schierling (Coniin).

6. Arsen(III)-oxid

Lange Zeit galt die Vergiftung mit Arsenik (Arsen(III)-oxid) als Mittel der Wahl beim Giftmord. Das geruch- und geschmacklose Pulver war kaum nachzuweisen, bis der englische Chemiker James Marsh 1836 die Marsh’sche Probe entwickelte. Danach setzten die Mörder wieder verstärkt andere Gifte ein.

Die Wirkung von Arsen(III)-oxid beruht auf mehreren Mechanismen. Unter anderem hemmt es den Aufbau energiereicher Phosphorverbindungen.

5. Morphin

Mit der Isolierung von Morphin in Reinform aus Opium durch Sertürner stand bereits 1804 ein hochpotenter, oral verfügbarer Wirkstoff zur Verfügung, der das Opfer betäubt und schließlich durch eine Atemdepression tötet.

4. Cyanid

Ein Klassiker aus Agentenfilmen: Cyanide hemmen die Cytochrom-c-Oxidase in der Atmungskette, indem sie Fe(III)-Ionen komplexieren. Die Opfer zeigen eine hellrote Hautfärbung: Das venöse Blut ist noch mit Sauerstoff angereichert, da die Zellen ihn nicht mehr verwerten können.

Heute steht 4-Dimethylaminophenol als Antidot zur Verfügung.

3. Thalliumsalze

Dieses Gift war bei Mördern beliebt, nachdem die Firma Bayer 1919 das thalliumhaltige Rattengift Zelio einführte. Es wirkt auf die Erregungsbildung am Sinusknoten und führt neben zahlreichen anderen Symptomen zu Herzrhythmusstörungen.

2. Parathion (E 605)

Das Pflanzenschutzmittel E605 blockiert die Acetylcholinesterase irreversibel. Damit stand den Kleingärtnern in Europa ab 1948 ein effektives Mordinstrument zur Verfügung.

Atropin kann als Antagonist an Acetylcholinrezeptoren die Symptome bessern. Durch den Einsatz von Obidoximchlorid (Toxogonin®) kann die irreversible Bindung von Parathion an die Acetylcholinesterase aufgehoben werden.

Bei Parathion handelt es sich um denselben Wirkungsmechanismus wie bei Nowitschok oder Sarin. Es kommt zu Erbrechen, Durchfall, Schweißausbrüchen, Muskelzuckungen, Kopfschmerzen, Atemlähmungen und schweren Krämpfen.

1. Radioaktive Substanzen

Radioaktive Materialien sind besonders hinterhältige Gifte, da sich die Strahlung chemisch nicht nachweisen lässt. Allerdings sind die Materialien schwer zu beschaffen und kommen daher eher nicht beim klassischen Erbstreit zum Einsatz. So wurde der russische Ex-Spion Alexander Litwinenko 2006 in London mit Polonium-210 vergiftet. Für die Herstellung benötigt man einen Kernreaktor. Die Substanz ist ein Alpha-Strahler mit kurzer Halbwertszeit und Reichweite. In den Körper gebracht setzt sie daher eine hohe Strahlendosis frei.

Fazit

Giftmorde mit Arsen(III)oxid und Parathion sind durch bessere analytische Verfahren und strengere Regulierung der toxischen Stoffe zurückgegangen. Mittlerweile stehen aber viele hochpotente Medikamente zur Verfügung, die das Opfer in therapeutischer Dosierung eventuell bereits erhält. Eine mörderische Absicht durch einen Angehörigen lässt sich hier oft nur schwer nachweisen, da sie einer unabsichtlichen Überdosierung durch das Opfer ähneln kann.

Quellen

  1. Eikermann E. Giftmorde – Meilensteine der forensischen Toxikologie: Klassische Gifte und ihre Nachweismethoden. Deutsche Apotheker Zeitung 2007(39):49.
  2. Lanzerath MA. Panoramawandel der Giftmorde: Eine Analyse von Sektionsfällen der Jahre 1946-2005 aus dem Institut für Rechtsmedizin der Universität Bonn. Dissertation 15.07.2009.

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