Aufklärung in Corona-Zeiten

WHO, Robert Koch-Institut oder auch die Publikumspresse, beispielsweise die Tagesschau, liefern zuverlässige Informationen zur Corona-Pandemie. Leider geistern auch immer wieder weniger geeignete „Experten“ durch Social Media, die erstaunlich viel Gehör und Einfluss finden. Dies mag der allgemein grassierenden Unsicherheit geschuldet sein, ist aber meist wenig zielführend oder sogar gefährlich, wie ein Fall aus den USA zeigte.

Zu wenig Ahnung, zu viel Meinung

Nachdem in den letzten Tagen Paracetamol knapp wurde, weil Influencer die Nachricht verbreitet hatten, Ibuprofen sorge für besonders schwere Infektionsverläufe bei Corona-Patienten, starb in den USA ein Mann, der sich auf einen Tweet von Donald Trump hin selbst behandelte.

Der US-Präsident hatte sich unter anderem bei dem Nachrichtendienst über mögliche Behandlungen einer COVID-19-Erkrankung geäußert: „HYDROXYCHLOROQUINE & AZITHROMYCIN, taken together, have a real chance to be one of the biggest game changers in the history of medicine (…) Hopefully they will BOTH (…) be put in use IMMEDIATELY (…)“

Hydroxychloroquin wird derzeitig in einigen Studien bei COVID-19 getestet, die Wirksamkeit ist aber bisher nicht belegt.

Fatale Selbstmedikation

Ein amerikanisches Ehepaar – beide in den Sechzigern – war wegen seiner Angehörigkeit zur Risikogruppe in Sorge vor einer Ansteckung. Da stellte die Frau fest, dass sie das von Trump gepriesene Mittel zu Hause hatte – Chloroquinphosphat zur Bekämpfung von Parasiten bei ihren Aquarienfischen. In der Hoffnung, sich so vor einer Infektion schützen zu können, nahmen beide das Mittel ein.

Innerhalb einer halben Stunde zeigt das Paar Vergiftungserscheinungen, an denen der Mann schließlich im Krankenhaus starb.

Eine akute Vergiftung mit 3 bis 8 g Chloroquinphosphat kann innerhalb von ein bis drei Stunden zum Tod führen, ausgelöst durch die lähmende Wirkung auf Herz, Kreislauf und die Atmung (Fachinformation Resochin®).

Schutz durch Aufklärung

Es hilft nur, weiterhin unermüdlich Aufklärungsarbeit zu leisten und Patienten und Kunden zu überzeugen, Ärzten, Apothekern oder offiziellen Stellen wie WHO und Robert Koch-Institut als Informationsquellen Glauben zu schenken – und nicht amerikanischen Präsidenten, Influencern oder der Mutter einer Nachbarin, die einen Bekannten hat, der einen Hausarzt kennt, der von einem Krankenhausarzt weiß, …