Liraglutid auch für Jugendliche mit Typ-2-Diabetes

Derzeit gibt es wenig mögliche Behandlungen für Jugendliche mit Typ-2-Diabetes. Eventuell kommt zukünftig neben Insulin und Metformin auch Liraglutid infrage.

Inzidenz steigend

Es gibt in Deutschland immer mehr Typ-2-Diabetiker, auch unter Kindern und Jugendlichen. Allein die Zahl der Neuerkrankungen bei Jugendlichen hat sich in den letzten 10 Jahren verfünffacht – so heißt es im Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2018 (PDF). Aktuell erkranken jährlich etwa 200 Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren in Deutschland an Typ-2-Diabetes.

Ein Grund ist unter anderem die steigende Zahl an übergewichtigen (13 %) und adipösen Kindern (6 %).  Jedes zehnte davon hat einen gestörten Glucosestoffwechsel und etwa 1 bis 2 % erkranken an Typ-2-Diabetes.

Nur wenige Therapieoptionen

Laut der Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter“ (PDF) wird Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen folgendermaßen medikamentös therapiert:

  • Bei einem initialen HbA1c-Wert ≥ 9 % oder einer spontanen Hyperglykämie ≥ 250 mg/dl und bei Zeichen des absoluten Insulinmangels (Ketonurie, Ketoazidose) sollte eine initiale Insulintherapie begonnen werden.
  • In allen anderen Fällen ist Metformin das Mittel der ersten Wahl zur medikamentösen Therapie. Wird Metformin nicht vertragen, sollte ebenfalls eine Insulinbehandlung eingeleitet werden.

Dazu kommen Lebensstilmodifikationen, beispielsweise bei Übergewicht.

Studie zu Therapiealternative

In einer Phase-III-Studie mit überwiegend übergewichtigen Kindern und Jugendlichen verbesserte die zusätzliche Gabe von Liraglutid zu Metformin und gegebenenfalls Insulin die glykämische Kontrolle.

In die randomisierte, multizentrische, placebokontrollierte Studie wurden 135 Kinder und Jugendliche (10 bis 17 Jahre) mit Typ-2-Diabetes eingeschlossen. Sie erhielten 26 Wochen lang neben Metformin und gegebenenfalls Basalinsulin

  • Liraglutid einmal täglich 1,8 mg s. c. (oder die maximal tolerierte Dosis) oder
  • Placebo

Liraglutid schlägt an

Nach 26 Wochen war in der Liraglutid-Gruppe der HbA1c-Wert um 0,64 % gesunken, während er in der Vergleichsgruppe um 0,42 % gestiegen war (geschätzter Behandlungsunterschied: –1,06 Prozentpunkte). Auch der Anteil der Patienten, der einen HbA1c-Wert unter 7 % erreichte, war unter Liraglutid deutlich größer als unter Placebo (63,7 % versus 36,5 %).

Erstaunlicherweise hatte Liraglutid – anders als bei Erwachsenen – verglichen mit Placebo keinen Einfluss auf den BMI. Die Autoren vermuten, dass dies (zumindest teilweise) darauf zurückzuführen ist, dass sich die Patienten im Wachstum befanden.

Erkauft wurde die Wirkung allerdings mit einer erhöhten Rate an gastrointestinalen Nebenwirkungen.