390 Millionen Erkrankte und keine Therapie

Denguefieber zählt zu den größten Bedrohungen der Weltgesundheit. Erklärtes Ziel der WHO ist, bis nächstes Jahr die Zahl der durch das Virus verursachten Todesfälle zu halbieren. Eine Möglichkeit zur Eindämmung der Krankheit ist möglicherweise die Impfung. Eine kausale Behandlung nach Ausbruch gibt es jedoch nicht.

Neuartiger Impfstoff

Der bisher zugelassene Impfstoff Dengvaxia® besteht aus attenuierten chimären Gelbfieber-Dengue-Viren mit Hüllenproteinen der vier Denguefieber-Serotypen. Er birgt für seronegative Patienten das Risiko für schwere Erkrankungen, die zu einer Krankenhauseinweisung führen. Deswegen sollen ihn nur Personen mit nachgewiesener Vorerkrankung erhalten. Somit wird er nur in Endemiegebieten eingesetzt, aber beispielsweise nicht als Reiseimpfung.

Das könnte sich mit dem neuen attenuierten tetravalenten Lebendimpfstoff auf Basis vom Denguefiebervirus Serotyp 2 (DENV-2) ändern. Durch genetische Modifizierung trägt er aber auch Merkmale der anderen Typen (1, 3 und 4).

Die neue Vakzine wird derzeit auf Effektivität, Sicherheit, und Immunogenität in einer großen Phase-III-Studie in Asien und Lateinamerika an 4- bis 16-Jährigen getestet. Ergebnisse des ersten Studienabschnitts wurden nun veröffentlicht.

Wirksam und sicher

19.021 Kinder (5259 davon seronegativ) erhielten die geplanten zwei Impfungen bzw. zwei Dosen Placebo (2:1 randomisiert). Wer mit fiebrigen Erkrankungen vorstellig wurde, wurde virologisch getestet. Primärer Endpunkt waren bestätigte Denguefieber-Infektionen, die ab 30 Tagen nach der zweiten Dosis bis zum Ende des ersten Studienabschnitts auftraten. Das waren 61 von 12.700 (0,5 pro 100 Personenjahre) in der Verumgruppe und 149 von 6316 (2,6 pro 100 Personenjahre) in der Placebogruppe. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich auch bei Patienten, die nur eine Dosis erhalten hatten.

Die Effektivität lag bezogen auf alle Serotypen bei 80,2% – am besten wirksam bei DENV-2, am wenigsten wirksam bei DENV-3 und DENV-4. Insgesamt betrachtet spielte es keine Rolle, ob die Patienten bei Studienbeginn seropositiv oder -negativ waren. Allerdings waren in der Subgruppe mit DENV-3-Infektion deutlich mehr anfangs seronegative Patienten unter der Impfung erkrankt als unter Placebo (11 vs. 4), für seropositive Patienten war die Wirksamkeit gegeben. Auch in den verschiedenen Altersgruppen ließen sich keine nennenswerten Unterschiede feststellen. Gleiches galt für unerwünschte Ereignisse.

Die Ergebnisse legen einen Vorteil der Impfung unabhängig von Alter und Vorerkrankung nahe, so die Studienautoren, und das bereits in gewissem Maße auch nach einer Dosis. Dementsprechend könne diese Impfung zukünftig auch als Reiseimpfung interessant werden. Teil 2 und 3 der Studie (6-monatiges bzw. 3-jähriges Follow) stehen noch aus, in denen Langzeitsicherheit und -wirksamkeit noch untersucht werden sollen.