Neues Fluorchinolon trotz allgemeiner Anwendungsbeschränkung

Wegen schwerer und langanhaltender Nebenwirkungen wurde nach einem Risikobewertungsverfahren die Anwendung der Gyrasehemmer eingeschränkt. „Risiko Antibiotika – wie leichtfertig unsere Gesundheit aufs Spiel gesetzt wird“ – so oder so ähnlich titelten Fernsehsender und Zeitungen. Macht es Angesichts dieser breiten Ablehnung überhaupt Sinn, dass ein weiter Wirkstoff dieser Klasse nun zur Zulassung empfohlen wird?

CHMP empfiehlt Delafloxacin

Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) der EMA empfiehlt das Fluorchinolon Delafloxacin zur Zulassung bei Haut- und Weichgewebeinfektionen bei Erwachsenen. Es ist bei zahlreichen gramnegativen und grampositiven Erregern wirksam, unter anderem auch bei MRSA-Infektionen.

Wie in den Vereinigten Staaten, wo Delafloxacin unter dem Namen Baxdela™ bereits seit 2017 zugelassen ist, soll es in Europa in zwei Darreichungsformen auf den Markt kommen: zur Infusion und als Tablette. So ist beispielsweise auch eine Oralisierung einer im Krankenhaus begonnenen i.v.-Therapie möglich.

Auch bei diesem Fluorchinolon sind unerwünschte Wirkungen im Bereich von Muskeln, Gelenken und Nervensystem möglich. Am häufigsten treten jedoch für die meisten Antibiotika typische Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie Pilzinfektionen oder Transaminasenanstieg auf.

Kommentar

Es ist konsequent und richtig, risikobehaftete Wirkstoffe restriktiv einzusetzen und besser verträgliche Alternativen zu verordnen. Genauso sinnvoll ist es, den Antibiotikagebrauch allgemein zu überdenken und nicht bei banalen Infekten gleich antibiotisch zu therapieren.

Panikmache mit reißerischen Artikeln ist jedoch wenig hilfreich, denn diese lassen oft außer Acht, dass manchmal eben auch ein Wirkstoff mit (eventuell sogar hohen) Risiken für unerwünschte Wirkungen immer noch eine bessere Option ist, als gar keine Behandlung.

So auch das neue Fluorchinolon Delafloxacin – es soll erst dann verordnet werden, wenn keine andere Therapie geeignet ist. Und solange es keine großen Innovationen im Bereich der Antibiotikaforschung gibt, ist eben ein noch gegen multiresistente Erreger wirkendes Fluorchinolon besser als nichts!