In einer Studie in den USA hatte eine einmalige Gruppenintervention einen positiven Effekt auf die Häufigkeit und den Schweregrad der Harninkontinenz bei älteren Frauen und erhöhte damit die Lebensqualität der Betroffenen.
Studie testet Schulungsprogramm
In der multizentrischen, randomisierten, klinischen Studie mit insgesamt 463 Frauen zeigte die Gruppenintervention statistisch signifikante, jedoch klinisch mäßige Verbesserungen 3, 6, 9 und 12 Monate nach der einmaligen Schulung über 2 Stunden im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die keine Schulung erhielt.
Eingeschlossen wurden Frauen, die mindestens 55 Jahre alt waren und seit mindestens 3 Monaten unter selbstberichteter Drang-, Stress oder Mischinkontinenz litten. Sie durften keine kognitiven Einschränkungen haben und mussten mindestens 3 von 21 Punkten gemäß Inkontinenz-Fragebogen ICIQ-SF (PDF) vorweisen.
Die Frauen wurden in Interventions- oder Kontrollgruppe randomisiert. Die 2-stündige Schulung umfasste:
- Anatomische und physiologische Grundlagen der Kontinenz
- Inkontinenzarten
- Ursachen der Inkontinenz
- Folgen der Inkontinenz für die Lebensqualität
- Blasentraining
- Evidenzbasierte Verhaltensstrategien, wie aktive Beckenbodenanspannung bei Tätigkeiten, die Stressinkontinenz auslösen
- Selbstmanagement-Strategien zur Anwendung im Alltag
Nach der Schulung erhielten die Teilnehmerinnen in der Interventionsgruppe unter anderem eine Broschüre, die die wichtigsten Informationen noch einmal zusammenfasste, einen Magneten, der für eine bessere Adhärenz sorgen sollte und eine Audio-CD zum Beckenbodentraining. Die Kontrollgruppe erhielt keinerlei Schulung. Primärer Endpunkt war die Veränderung auf der Harninkontinenzskala.
Schweregrad und Frequenz der Harninkontinenz verringert
Das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen betrug 64 Jahre mit einer Spanne von 55 bis 91 Jahren.
Die Scores auf der Harninkontinenzskala betrugen im Durchschnitt
- bei Einschluss: 8,78 (Intervention) vs. 8,77 (Kontrolle)
- nach 3 Monaten: 6,87 (Intervention) vs. 7,78 (Kontrolle)
- nach 6 Monaten: 6,47 (Intervention) vs. 7,77 (Kontrolle)
- nach 9 Monaten: 5,76 (Intervention) vs. 7,89 (Kontrolle)
- nach 12 Monaten: 5,75 (Intervention) vs. 7,35 (Kontrolle)
Die Scores waren demnach durchgehend zu allen Zeitpunkten in der Interventionsgruppe niedriger als in der Kontrollgruppe.
Die Autoren schlussfolgern, dass eine einmalige Verhaltensschulung eine sichere und günstige Möglichkeit zur Minderung Frequenz sowie des Schweregrads der Harninkontinenz darstellt und damit die Lebensqualität der Patienten verbessern kann. Darüber hinaus handelt es sich um eine kosteneffiziente und einfach zu implementierende Maßnahme zur nichtinvasiven Behandlung der Harninkontinenz.
Harninkontinenz ist ein Symptom, das die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen kann und dadurch hohe wirtschaftliche Kosten verursacht. Evidenzbasierte Leitlinien empfehlen in erster Linie Verhaltensanpassungen zur Behandlung der Drang-, Stress- und Mischinkontinenz. Schulungen der Verhaltensänderungen können in Gruppen- oder in Einzelsitzungen erfolgen. Obwohl die Sicherheit und Effizienz von Verhaltenstherapie in Einzelsitzungen belegt ist, werden diese Programme aufgrund der Zeitintensität zögerlich genutzt.
Seit Jahrzehnten wird Beckenbodentraining mit dem Ziel der Muskelstärkung als Behandlung der Harninkontinenz durchgeführt. Auch dieses Training ist zeitintensiv und langwierig. Weniger verbreitet sind Programme, die auf eine Verhaltensänderung abzielen und Frauen über die Blasenfunktion oder Techniken zur Blasenkontrolle aufklären. Nun konnte gezeigt werden, dass diese Programme für eine Behandlung der Harninkontinenz durchaus infrage kommen.
Quelle
Diokno AC., et al. Effect of Group-Administered Behavioral Treatment on Urinary Incontinence in Older Women: A Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med 2018;178(10):1333-41.