Orale Antibiotikatherapie bei Knochen- und Gelenkinfektionen

Die bei Knochen- und Gelenkinfektionen übliche lange intravenöse Antibiotikatherapie ist möglicherweise unnötig. Das legen zumindest die Ergebnisse einer britischen Studie nahe, in der sich eine orale Therapie als nichtunterlegen erwies.

Studie untersucht orale Therapie auf Gleichwertigkeit

Laut Arzneimittelbrief beruht die bei Knochen- und Gelenkinfektionen üblicherweise sechs Wochen dauernde intravenöse antibiotische Therapie „mehr auf Glauben als auf Evidenz und geht auf eine Publikation von 1970 zurück“.

In der OVIVA-Studie wurde die Rate an Therapieversagern nach einem Jahr bei 1054 unterschiedlich behandelten Patienten mit Knochen- und Gelenksinfektionen untersucht. Die Studie wurde beim diesjährigen ADKA-Kongress als absolutes Must-Read in der Top-Paper-Session vorgestellt.

Nach einer maximal einwöchigen Antibiotikatherapie nach Wahl des Arztes wurde jeweils die Hälfte der Patienten konventionell (parenteral) oder oral weiterbehandelt. Aus ethischen Gründen wurde die Studie offen durchgeführt, um der oral behandelten Gruppe Placebo-Infusionen über mehrere Wochen zu ersparen.

Orale Therapie nicht schlechter als intravenöse

Ein definitives Therapieversagen wurde bei 74 von 506 Patienten (14,6 %) in der iv-Gruppe und bei 67 von 509 Patienten (13,2 %) in der oralen Therapiegruppe beobachtet. Die Nichtunterlegenheit wurde gezeigt.

Statistisch signifikante Vorteile für die orale Therapie ergaben sich in einigen sekundären Endpunkte: Die orale Therapie wurde seltener abgebrochen (12,8 % vs. 18,9 %), gleichzeitig kam es erwartungsgemäß zu weniger Komplikationen durch venöse Katheter und die Verweildauer im Krankenhaus war unter intravenöser Therapie länger.

Leider wurde nicht untersucht, ob das frühere Beenden der intravenösen Therapie tatsächlich zu einer verbesserten Lebensqualität führt.

Eine ausführlichere Beschreibung der Studie und den Bericht zur Top-Paper-Session beim diesjährigen ADKA-Kongress finden Sie in der neuen KPH, die am 05. Juli erscheint.