Viele gebildete Menschen stempeln Comics als verkrüppelte Literatur ab. Dabei erweitern sie das Geschriebene um eine zusätzliche Ebene. Diesen Effekt haben sich nun auch Mediziner der Charité beim Aufklärungsgespräch vor Herzkatheteruntersuchungen zunutze gemacht.
Nur wenige Patienten wissen sicher, was sie einnehmen und wofür. In einer Querschnittsstudie in Allgemeinarztpraxen konnten zum Beispiel nur 47 % der Patienten die Indikationen für alle ihre eingenommenen Arzneimittel benennen.
Bei Operationen sieht es ähnlich aus. Haben Sie schon einmal mit einem Bekannten gesprochen, nachdem dieser ein Aufklärungsgespräch für einen Eingriff hatte? Es ist mitunter erschreckend, wie wenig davon den Patienten im Gedächtnis bleibt oder verstanden wurde. Das hat sicher verschiedene Ursachen. Dazu gehört sicher, dass die Prozeduren komplex und die Aufklärungsinformationen allein aus juristischen Gründen umfangreich sind.
Aufklärung mit Comics …
Eine Studie von Medizinern der Charité schloss 121 Patienten vor einer Herzkatheteruntersuchung ein. Sie wurden in zwei Aufklärungsgruppen randomisiert:
- Standard-Aufklärung im ärztlichen Gespräch anhand des offiziellen Aufklärungsbogens
- Zusätzlicher Aufklärungscomic nach der Standard-Aufklärung
- Angst vor und nach der Aufklärung (periprocedural state anxiety, STAI)
- Verständnis (13 Fragen zum Eingriff)
- Zufriedenheit der Patienten mit der Aufklärung (client satisfication questionnaire 8, CSQ-8)
… führt zu weniger Angst
- Die Angst der Patienten in der Standard-Gruppe nahm nach der Aufklärung zu (STAI: von 43,9 auf 46,0 Punkte). Der Gruppe mit Comic konnte die Angst dagegen sogar genommen werden (STAI: von 43,7 auf 40,6 Punkte).
- Patienten, die zusätzlich den Comic erhalten hatten, konnten 12 von 13 Fragen zur Vorgehensweise, den Risiken und wichtigen Verhaltensregeln nach dem Eingriff korrekt beantworten; bei Standard-Aufklärung waren es 9 von 13.
- Mit dem Comic fühlten sich 72 % der Patienten gut vorbereitet für den Eingriff. Dieser Aussage konnten in der Standard-Gruppe nur 42 % zustimmen.
Fazit
Die persönliche ärztliche Patientenaufklärung kann durch Informationsmaterialen nicht ersetzt werden. Diese Studie zeigt aber, was klare und übersichtliche Handouts leisten können, damit die zeitintensive Aufklärung nach dem Gespräch nicht verpufft.