Sklerotherapie nach Linser

Varizen sind nicht gerade hübsch, unangenehm und können bei fortschreitender Varikose auch zu Komplikationen führen. Aber wer will sich schon operieren lassen oder nach einer Verödung eine Kompressionstherapie erdulden?

Die Verödung mit 27%iger Kochsalzlösung nach Linser wird im Internet an zahlreichen Stellen und auch von vielen Arztpraxen als natürliche Alternative zur Beseitigung von Varizen beworben. Gegenüber den üblichen Methoden sollen die Nebenwirkungen seltener und leichter sein. Je nach Quelle sei eine anschließende Kompressionsbehandlung nicht notwendig und der Patient würde schneller wieder mobilisiert.
Die Methode basiert auf den Erfahrungen eines Arztes, der vor mehr als 100 Jahren in Tübingen gewirkt hat.

Was sagen die Leitlinien?

In den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie wird die Sklerosierungstherapie als ein „effektives und den Patienten wenig belastendes Behandlungsverfahren“ bewertet. Allerdings nur unter Beachtung der richtigen Behandlungstechnik. Als Verödungsmittel werden in den Empfehlungen die zugelassenen Polidocanol-haltigen Lösungen oder Schäume thematisiert. Zu konzentrierter Kochsalzlösung wird keine Aussage getroffen.

Kommentar

Die Wirksamkeit einer konzentrierten Kochsalzlösung zur Verödung von Varizen ist plausibel. Durch die hohe Osmolarität wir das Endothel wie bei den üblichen Verfahren mit Polidocanol zerstört. Allerdings gibt es aus meiner Sicht keinen Grund, warum es nicht auch zu Thrombophlebitis und Hautnekrosen kommen können sollte. Im Vergleich mit zugelassenen Verödungsmitteln basiert das Verfahren nach Linser auf Expertenmeinungen und Einzelfallbeobachtungen. Evidenzbasierte Sicherheitsdaten habe ich nicht gefunden und wurden auf keiner der Seiten gezeigt, die die Unbedenklichkeit des Verfahrens anpreisen.

Der oft beschriebene „Krampf“ bei der Injektion nach Linser ist aus meiner Sicht übrigens primär keine Muskelkontraktion, sondern das Schmerzempfinden, das durch die Zerstörung des Endothels und die freigesetzten Transmitter entsteht.