Krebsstudien auf Nieren geprüft

Krebspatienten leiden oft auch an einer Nierenerkrankung. Obwohl das für die Therapie entscheidend ist, werden Patienten mit Nierenerkrankung in klinischen Studien häufig ausgeschlossen. Das ist das Ergebnis einer im JAMA veröffentlichten Literaturrecherche.

12 bis 53% aller Krebspatienten weisen bereits bei der Diagnose eine chronische Niereninsuffizienz auf. Obwohl die Prognose für diese Patienten schlechter als bei Krebsleidenden mit normaler Nierenfunktion ist, gibt es bisher wenig Evidenz für die Therapie. Ein Grund hierfür könnte die schlechte Studienlage sein. Ein Team aus Kanada suchte auf MEDLINE nach entsprechenden Studien zur Krebstherapie und hat diese darauf untersucht, ob und wie Nierenerkrankungen berücksichtigt werden. Ihr Ergebnis: 85% der betrachteten Studien zur Therapie der häufigsten soliden Tumoren schließen Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz aus.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, wie beunruhigend das Ergebnis der Literaturrecherche ist. Laut einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2015 sind Tumoren für rund 32 % der Tode von Nierenkranken verantwortlich. Möglich wäre, dass Nierenkranke als Folge der unzureichenden Repräsentation in klinischen Studien oft Therapien erhalten, die für sie ungeeignet sind. Die Autoren stellen aber auch klar, dass es begründete Fälle gibt, in denen Nierenkranke nicht in Studien aufgenommen werden sollten – beispielsweise wenn die Patienten an einer sehr schweren Niereninsuffizienz leiden oder wenn durch das Arzneimittel mit nephrotoxischen Effekten oder mit einer Akkumulation renal zu eliminierender Wirkstoffe zu rechnen ist. Von angepassten Einschlusskriterien könnten allerdings viele Nierenkranke profitieren, so die Autoren.

Welche Studien wurden analysiert?

Insgesamt 310 Studien wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Alle wurden in Journals mit hohem Impact-Faktor (JAMA, Journal of Clinical Oncology, Journal of the national Cancer Institut, Lancet, Lancet Oncology, New England Journal of Medicine) zwischen Januar 2012 und Dezember 2017 veröffentlicht. In den Studien wurde die Wirksamkeit von Arzneistoffen bei soliden Tumoren (Blasenkrebs, Brustkrebs, Kolorektalkarzinom, Lungenkrebs und Prostatakrebs) untersucht. Die Nierenfunktion wurde meist mittels der Serumkreatininwerte (62% der Studien) und/oder der Kreatinin-Clearence (44%) beurteilt.

Kitchlu A, Shapiro J, Amir E, et al. Representation of patients with chronic kidney disease in trials of cancer therapy. JAMA. [Published online June 19, 2018]