Hodgkin-Lymphom: Reduktion der Therapie-Intensität ohne Wirksamkeitsverlust?

Manchmal ist weniger mehr. Das kann auch für Krebstherapien gelten. Für jeden Patienten die richtige Balance zu finden zwischen Bekämpfen des Tumors auf der einen und Vermeiden von (Langzeit-)Nebenwirkungen auf der anderen Seite, ist eine große Herausforderung. Die Fragestellung der hier vorgestellten Studie lautete: Ist für Patienten mit Hodgkin-Lymphom und gutem frühen Therapieansprechen eine Reduktion der Therapieintensität auf nur vier (anstelle der üblichen sechs) Zyklen möglich und sicher?

Ja, lautet das Ergebnis der HD18-Studie der Deutschen Hodgkin Studiengruppe (GHSG). Ein frühes Therapieansprechen war definiert als PET-2-Negativität nach zwei Zyklen Chemotherapie. In der Studie konnte gezeigt werden, dass vier Zyklen BEACOPP eskaliert im Vergleich zu acht oder sechs Zyklen für PET-2-negative Patienten

  • in Bezug auf das progressionsfreie Überleben (PFS) nicht unterlegen waren
  • das Gesamtüberleben (OS) signifikant verbesserten
  • schwere akute hämatologische und nicht-hämatologische Nebenwirkungen signifikant reduzierten

Die Schlussfolgerung der GHSG:

Wir empfehlen daher eine PET-2-gesteuerte Therapie für Patienten mit fortgeschrittenem Hodgkin Lymphom.

Best Abstract auf der DGHO-Jahrestagung

Auf der Jahrestagung 2017 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie wurde die Arbeit als einer der „Best Abstracts“ des Kongresses gewürdigt. Stefanie Kreissl von der Uniklinik Köln und der Deutschen Hodgkin Studiengruppe (GHSG) stellte die Ergebnisse der HD18-Studie auf der Pressekonferenz am 30. September 2017 vor.

Hintergrund: Hodgkin-Lymphom

Patienten mit Hodgkin-Lymphom haben heute in der Regel hervorragende Heilungschancen. Mit dem aktuellen BEACOPP eskaliert beträgt die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate etwa 95%. Heute übliche Therapie-Regime sind aufgrund ihrer Aggressivität aber nicht nur sehr wirksam. Sie weisen auch eine hohe Rate an Akut- und Langzeitnebenwirkungen auf. Gerade weil Hodgkin-Patienten bei der Erstdiagnose in der Regel noch relativ jung sind, sind Langzeitnebenwirkungen ein wichtiger Aspekt, den es bei der Therapieauswahl zu berücksichtigen gilt.

Hintergrund: HD18-Studie

HD18 ist eine internationale, prospektive, randomisierte Phase-III-Studie. Beteiligt sind 300 Zentren in fünf europäischen Ländern. 2101 Patienten zwischen 18 und 60 Jahren wurden von 2008 bis 2014 rekrutiert. Im Juni 2011 wurden sechs Zyklen BEACOPP eskaliert als neuer Standard der Deutschen Hodgkin Studiengruppe definiert und in die Studie übernommen.
Insgesamt wurden 1005 Patienten mit negativer PET-2 zwischen Standardarm (8/6 Zyklen BEACOPP eskaliert) und experimentellem Arm (4 Zyklen BEACOPP eskaliert) randomisiert. Primärer Endpunkt war die Nicht-Unterlegenheit des reduzierten Therapie-Regimes in Bezug auf das progressionsfreie Überleben.

Die Ergbnisse in Zahlen (jeweils reduziertes Therapie-Regime versus Standardregime):
Nach einem Follow-up von median 55 Monaten betrug das geschätzte 5-Jahres-PFS 92,2% versus 90,8%, das 5-Jahres-OS 97,7% versus 95,4% (p=0,004). Mindestens eine akute hämatologische Grad-3/4-Nebenwirkung hatten 90% gegenüber 95% der Patienten. Akute schwere Organtoxizitäten traten bei 8% versus 18% der Patienten auf. Häufigste Todesursache war ein Sekundärtumor (bei einem versus elf Patienten), insgesamt starben 2% beziehungsweise 5% der Patienten.

Kreissl S, et al. Treatment reduction in patients with advanced-stage-Hodgkin-lymphoma and negative interim PET: Final results of the international randomized phase 3 trial HD18 by the German Hodgkin Study Goup. DGHO 2017. Abstract V684.

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