Neue Leitlinien zur Behandlung der Herzinsuffizienz

In den letzten Jahren hat sich viel bei der Therapie und Klassifikation der chronischen Herzinsuffizienz getan. Nun hat die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) ihre Leitlinien-Empfehlungen aktualisiert. Experten zufolge werden sie die medizinische Praxis ändern und die Versorgung von zahlreichen Patienten verbessern.

ESC-Leitlinie 2023 zur chronischen Herzinsuffizienz: Was ist neu?

Empfehlung für SGLT2-Inhibitoren unabhängig von der Pumpfunktion

Die Therapie mit SGLT2-Inhibitoren bei Herzinsuffizienz (HI) und höheren Ejektionsfraktionen (Herzinsuffizienz mit mild eingeschränkter Ejektionsfraktion [HFmrEF] und erhaltener Pumpfunktion [HFpEF]) hat nun eine Klasse-IA-Empfehlung erhalten. SGLT2-Inhibitoren wie Dapagliflozin oder Empagliflozin können somit durch alle Stadien der Herzinsuffizienz hindurch eingesetzt werden.

Empfehlung für intravenöse Eisentherapie

Bereits in der Leitlinie von 2021 wurde empfohlen, dass bei allen Patienten (auch ohne Anämie) der Eisenspiegel gemessen werden sollte (Klasse-IC-Empfehlung). Inzwischen ist belegt, dass eine intravenöse Eisentherapie mit Ferricarboxymaltose und Ferriderisomaltose die Lebensqualität von Patienten mit Herzinsuffizienz erhöht. Die intravenöse Eisensubstitution wird daher

  • zur Verbesserung der Lebensqualität und Belastbarkeit betroffener Patienten (Klasse IA) und
  • zur Reduktion der HI-bedingten Hospitalisierungsrate (Klasse IIaA)

empfohlen.

Anpassungen der Empfehlungen zur Prävention

Bei Patienten mit Diabetes oder bestehender Niereninsuffizienz verhindert die Gabe von SGLT2-Inhibitoren oder dem nichtsteroidalen Mineralocorticoid-Antagonisten Finerenon das Neuauftreten einer Herzinsuffizienz. Sie werden daher zur Prävention der Herzinsuffizienz empfohlen (Klasse IA).

Aufwertung der intensivierten Therapie nach einem Krankenhausaufenthalt

Schon 2021 wurde empfohlen, dass Patienten nach einer Hospitalisierung wegen einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz nach zwei bis drei Monaten vorstellig werden sollten, um die Therapie zu intensivieren und fehlende Therapiebausteine zu ergänzen. Allerdings beruhte diese Empfehlung auf Expertenmeinungen (Klasse-IC-Empfehlung). Nun gibt es eine klare Evidenz zur Wirksamkeit dieser Maßnahme (Klasse IB): Eine intensive Nachverfolgung mit der Aufforderung zur Therapieintensivierung und Dosiserhöhung von Herzinsuffizienz-Medikamenten im ambulanten Bereich und der Beginn im Krankenhaus führt zu einer signifikanten Abnahme der kardiovaskulären Sterblichkeit und Hospitalisierungsrate.

DGK fordert zur Umsetzung der aktualisierten Leitlinien-Empfehlungen auf

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) fordert in einer Pressemitteilung alle im Bereich der Herzinsuffizienz tätigen Kardiologen, Internisten und Allgemeinmediziner auf, die aktualisierten Leitlinien-Empfehlungen in der Praxis umzusetzen. So ließe sich die Prognose und Hospitalisierungsrate von Patienten mit Herzinsuffizienz verbessern. Darüber hinaus könne durch eine frühzeitige Medikation das Neuauftreten einer Herzinsuffizienz bei Patienten mit Diabetes bzw. Niereninsuffizienz signifikant gesenkt werden.

Quellen

McDonagh TA, et al. 2023 Focused Update of the 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure: Developed by the task force for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure of the European Society of Cardiology (ESC) with the special contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the ESC. Eur Heart J 2023, Aug 25. ehad195.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) vom 14. September 2023. Neue Leitlinien zur verbesserten Behandlung der Herzinsuffizienz: Lebensqualität der Betroffenen kann gesteigert werden.