Für die hypertrophe, obstruktive Kardiomyopathie (HOCM), die häufigste genetische Kardiomyopathie, gibt es seit Anfang August mit Mavacamten eine neue Therapieoption.
Herzinsuffizienz vorprogrammiert
Die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) ist die häufigste genetische Kardiomyopathie. Sie beruht auf Mutationen diverser Strukturproteine des Herzmuskels und verursacht eine Verdickung der Muskulatur im linken Herzventrikel. Bei 70% der Patienten liegt eine Obstruktion des Bereiches, in dem das Blut aus der linken Herzkammer in die Aorta herausströmt, dem sogenannten linksventrikulären Ausflusstrakt (LVOT), vor. Diese hypertrophe, obstruktive Kardiomyopathie (HOCM) ist mit einer progredienten Herzinsuffizienz verbunden.
In der Folge einer herabgesetzten Füllkapazität des linken Ventrikels treten bei den Patienten typische Linksherzinsuffizienz-Symptome auf: Leistungseinbußen und Müdigkeit, Dyspnoe, Angina-pectoris-Anfälle und Herzrhythmusstörungen, Schwindel sowie Schmerzen in der Brust. Bei Kindern und jungen Patienten kann eine HCM einen plötzlichen Herztod herbeiführen.
Neu: Mavacamten bei HOCM
Asymptomatische HCM-Patienten mit geringem Risiko kommen mitunter ohne spezifische Therapie aus. In den übrigen Fällen erfolgt eine primär symptomatische Standardtherapie der Herzinsuffizienz, an erster Stelle mit dem Calciumantagonisten Verapamil. Bei einer HOCM kommen außerdem Betablocker zum Einsatz, die die Kontraktionskraft und die Schlagfrequenz des Herzens verringern (negativ-inoptrope und negativ-chronotrope Wirkung).
Nun gibt es mit dem Wirkstoff Mavacamten eine neue Therapiemöglichkeit, die an der HCM-Pathophysiologie angreift. Ende Juni 2023 von der Europäischen Kommission zugelassen, steht es seit August unter dem Handelsnamen Camzyos® zur Verfügung. Der reversible kardiale Myosinhemmer ist demnach indiziert zur Behandlung der symptomatischen obstruktiven hypertrophen Kardiomyopathie (NYHA-Klasse II–III) bei Erwachsenen. In den zwei zulassungsrelevanten Phase-III-Studien EXPLORER-HCM und VALOR-HCM verbesserte der Wirkstoff den LVOT, die NYHA-Klasse und die körperliche Leistungsfähigkeit signifikant im Vergleich zu Placebo.
Mavacamten wird oral in einer Anfangsdosis von 2,5 mg eingenommen und auf maximal täglich 5 mg erhöht. Erfolgt zusätzlich eine Behandlung mit anderen negativ-inotrop wirkenden Substanzen, soll engmaschig überwacht werden. Kontraindikationen liegen vor bei gleichzeitiger Behandlung mit starken CYP3A4-Inhibitoren bei Patienten mit „langsamem“ und nicht bestimmtem CYP2C19-Metabolisierer-Phänotyp sowie als gleichzeitige Anwendung mit der Kombination aus einem starken CYP2C19-Inhibitor und einem starken CYP3A4-Inhibitor.
Quellen
Cremer PC, et al. Myosin Inhibition and Left Ventricular Diastolic Function in Patients With Obstructive Hypertrophic Cardiomyopathy Referred for Septal Reduction Therapy: Insights From the VALOR-HCM Study. C irc Cardiovasc Imaging. 2022;15:e014986. DOI: 10.1161/CIRCIMAGING.122.014986.
Bristol Myers Squibb: Pressemitteilung „Bristol Myers Squibb Receives European Commission Approval of CAMZYOS® (mavacamten), for the Treatment of Symptomatic Obstructive Hypertrophic Cardiomyopathy (HCM)” vom 26. Juni 2023.
Fachinformation Camzyos® (Stand Juni 2023).
Olivotto I, et al. Mavacamten for treatment of symptomatic obstructive hypertrophic cardiomyopathy (EXPLORER-HCM): a randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet 396.10253 (2020): 759-769.