Akute Sinusitis: Abstrich für eine rationale Antibiotikatherapie

Wenn im Nasen-Rachen-Abstrich keine pathogenen Bakterien nachgewiesen werden, sind Antibiotika bei Kindern mit akuter Sinusitis weniger wirksam.

Sinusitis: Bakteriell vs. viral

Die akute Sinusitis gehört zu den häufigsten Gründen einer Antibiotika-Verordnung bei Kindern. Virale Infektionen des oberen Respirationstrakts können allerdings die gleichen Symptome verursachen wie eine bakterielle Entzündung. Deshalb kann es sein, dass eine antibiotische Therapie bei Kindern mit einer akuten Sinusitis nur wenig oder auch gar nicht wirksam ist. Deshalb wäre es vorteilhaft, Informationen zu nutzen, die zum Zeitpunkt der Diagnose einen unnötigen Antibiotikaeinsatz vermeiden könnten.

Wann könnten Antibiotika unnötig sein?

Zum einen könnten Kinder von einer Antibiotikatherapie weniger profitieren, wenn ihr Nasopharynx nicht mit den Pathogenen Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae oder Moraxella catarrhalis kolonisiert ist. Zum anderen könnte aber auch ein klares Nasensekret ein Hinweis auf eine weniger gute Wirksamkeit einer antibiotischen Therapie sein.

In einer Studie mit 510 Kinder zwischen zwei und elf Jahren wurden diese Hypothesen untersucht. Die Kinder erhielten zehn Tage lang entweder Amoxicillin/Clavulansäure (90 mg/kg KG; 6,4 mg/kg KG) täglich oder Placebo. Primärer Endpunkt war die Symptomlast anhand einer 40-stufigen Skala. Sekundärer Endpunkte war unter anderem die Unwirksamkeit der Behandlung.

Wann sind Antibiotika weniger wirksam?

Der mittlere Symptomscore war bei den Kindern, die Amoxicillin/Clavulansäure erhalten hatten (9,04; 95%-Konfidenzintervall 8,71–9,37), signifikant niedriger als in der Placebo-Gruppe (10,6; 95%-KI 10,27–10,93). In der Verum-Gruppe waren die Symptome signifikant schneller verschwunden (7 vs. 9 Tage; p = 0,003).

Kinder ohne Pathogene im Nasen-Rachen-Abstrich profitierten weniger von einer antibiotischen Behandlung als Kinder mit nachgewiesenen Pathogenen (–0,88 Punkte vs. –1,95 Punkte beim Symptomscore). In Bezug auf die Farbe (farbig vs. klar) des Nasensekrets gab es keine Unterschiede in der Wirksamkeit.

Auf Pathogene im Nasen-Rachen-Abstrich testen

Bei Kindern mit einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung brachten Antibiotika nur einen geringen Vorteil, wenn bei der Diagnose keine pathogenen Erreger im Nasen-Rachen-Abstrich nachgewiesen werden konnten. Die Farbe des Nasensekretes spielte keine Rolle. Um Antibiotikaverordnungen bei Kindern mit akuter Sinusitis zu reduzieren, könnte es daher sinnvoll sein, auf spezielle bakterielle Erreger zu testen.

Quelle

Shaikh N, et al. Identifying children likely to benefit from antibiotics for acute sinusitis: A randomized clinical trial. JAMA 2023; 25;330(4):349-358. doi: 10.1001/jama.2023.10854.