Finger weg von Krebsdiäten

Im Internet kursieren zahlreiche Ernährungstipps für Krebspatienten, auch Bücher dazu sind erhältlich. Prof. Dr. Jutta Hübner aus Jena erteilte diesen Krebsdiäten in ihrem Vortrag beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2023 eine klare Absage.

Empfehlung: ausgewogen ernähren

Hübner sprach in ihrem Vortrag neben Naturheilverfahren und KAM in der palliativen Onkologie auch über die Ernährung bei Krebspatienten. Sie empfahl eine gesunde ausgewogene Ernährung, aber keine Spezialdiäten. Diese seien oft zu einseitig und führten dann zu Gewichtsabnahme, was bei Krebspatienten kontraproduktiv ist.

Wenn Ihre Patienten es gern mögen und können, dürfen sie gerne alles essen.

Kein Kohlenhydratverzicht oder Fasten für Palliativpatienten

Gehypt werden oft ketogene bzw. kohlenhydratarme Ernährungsformen, um „den Krebs auszuhungern“ – das funktioniere nur im Reagenzglas, beim Patienten führe diese Form der Ernährung nur zu Gewichtsverlust. Gerade eine kohlenhydratreiche Ernährung sei das, was Palliativpatienten meist am besten vertragen und die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen sichere, so Hübner.

Auch ein systematischer Review mit 39 Studien zu ketogener Ernährung zeigt keine Verbesserung des Überlebens, aber einen signifikanten Gewichtsverlust. Überdies waren die Studien von eher geringer Qualität und hatten hohes Bias-Risiko. Laut S3-Leitlinie zur Komplementärmedizin in der Onkologie sollte eine ketogene Diät daher nicht empfohlen werden. Auch das Fasten bringt keine Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.

Doch wie sieht es bei Patienten aus, bei denen eine Gewichtsabnahme erwünscht ist? In einer Studie mit adipösen Brustkrebspatientinnen wurde neben positiven Effekten auch die Hochregulation einiger Tumormarker festgestellt, die das Tumorwachstum anregen. So kann eine Diät auch bei diesen Patientinnen nicht ohne Bedenken empfohlen werden.

Keine gute Idee: Amygdalin

Das cyanogene Glycosid Amygdalin wird durch das Zerkauen von Aprikosenkernen und gelegentlich durch Infusionen zugeführt. Es soll selektiv in Tumorzellen Blausäure freisetzen und so das Absterben der Krebszellen bewirken. Dieser Mechanismus ist längst widerlegt. Stattdessen gibt es regelmäßig Fälle von Blausäure-Vergiftungen. Auch hier raten die Autoren der Leitlinie explizit vom Einsatz ab.

Quelle

Prof. Dr. Jutta Hübner. Naturheilkunde in der Palliativmedizin – eine Gratwanderung. Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023. Online 17. März 2023.