Sinkende Inzidenz bei Typ-2-Diabetes bei steigender Prävalenz

In den letzten sechs Jahren erkrankten in Deutschland immer weniger Menschen neu an Diabetes mellitus Typ 2. Doch in jüngeren Altersgruppen stieg die Neuerkrankungsrate.

Neuerkrankte werden weniger, aber immer jünger

Wissenschaftler vom Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) modellierten alters- und geschlechtsspezifische sowie regionale Trends der Typ-2-Diabetes-Inzidenzrate für die Jahre 2014 bis 2019 anhand von anonymisierten Daten aller gesetzlich Versicherten in Deutschland (ca. 85% der Gesamtbevölkerung; entspricht ca. 63 Millionen Versicherten). Die Identifizierung einer Typ-2-Diabetes-Neuerkrankung erfolgte auf Grundlage der entsprechenden ICD-10-Codes, wobei für einen inzidenten Fall mindestens zwei Kodierungen in zwei unterschiedlichen Quartalen vorliegen mussten.

Insgesamt wurden jedes Jahr ca. 450.000 Neuerkrankungen erfasst. Über alle Altersgruppen sank die Inzidenzrate

  • bei Frauen von 6,9 pro 1000 Personen im Jahr 2014 auf 6,1 pro 1000 Personen im Jahr 2019 (jährliche Verringerung um 2,4%) und
  • bei Männern von 8,4 pro 1000 Personen im Jahr 2014 auf 7,7 pro 1000 Personen im Jahr 2019 (jährliche Verringerung um 1,7%).

In höheren Altersgruppen sank die Inzidenzrate stärker. In der Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen stiegen die Neuerkrankungen jedoch an: bei Männern um 2,9% und Frauen um 2,4% pro Jahr. Diese Altersgruppe umfasst etwa 7% aller Neuerkrankungsfälle im Beobachtungszeitraum.

Die Inzidenzrate in den neuen Bundesländern und im Saarland lag tendenziell über dem Bundesdurchschnitt, im Nordwesten und Süden Deutschlands lag sie unter dem Wert von 2014.

Anteil der Betroffenen steigt dennoch

Der Anteil der Betroffenen stieg trotz sinkender Neuerkrankungszahlen weiter. Einen Grund dafür sehen die Autoren in der immer besser werdenden medizinischen Versorgung von Menschen mit Typ-2-Diabetes, einer damit einhergehenden höheren Lebenserwartung und somit einem größeren Anteil erkrankter Personen an der Gesamtbevölkerung.

Präventive Maßnahmen, gezielte Bewegungsangebote, gesunde Ernährungsgewohnheiten und die gesundheitliche Aufklärung der Bevölkerung müssten verstärkt gefördert werden, um aus einem ersten Trend eine langfristige Kehrtwende für Deutschland einzuleiten, so die Autoren.

Quelle

Tönnies T, et al. Spatio-temporal trends in the incidence of type 2 diabetes in Germany – analysis of the claims data of 63 million persons with statutory health insurance from 2014 to 2019. Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 173-9. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0405.