Erhöhtes Lungenkrebsrisiko unter ACE-Hemmern?

Das Lungenkrebsrisiko unter der Anwendung von ACE-Hemmern könnte erhöht sein. Darauf weisen zumindest die Daten einer Metaanalyse mit Daten von über 13 Millionen Patienten hin.

ACE-Hemmer immer noch Mittel der 1. Wahl

ACE-Hemmer gehören sowohl bei der Behandlung der Hypertonie als auch der Herzinsuffizienz zu den Mitteln der Wahl.

Weitläufig bekannt ist die unerwünschte Wirkung des trockenen Reizhustens, die bei etwa jedem zehnten Patienten auftritt. Hier besteht die Möglichkeit, auf einen Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten umzustellen. Auch wurde in einigen Studien ein Zusammenhang mit obstruktiven Atemwegserkrankungen oder dem Risiko einer Verschlechterung eines Asthma bronchiale gesehen.

In klinischen Studien zur Wirksamkeit von ACE-Hemmern wurden vornehmlich kardiovaskuläre und renale Endpunkte analysiert. Das Krebsrisiko wurde nicht betrachtet. Vor kurzem wurde in einigen Studien jedoch ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko unter ACE-Hemmern beobachtet.

Erhöhtes Lungenkrebsrisiko unter ACE-Hemmern

In einer Metaanalyse aus sieben Kohortenstudien und vier Fall-Kontroll-Studien zwischen 1980 und 2020 mit insgesamt 13.061.226 Patienten wurde das nun genauer ausgewertet.

Die Einnahme von ACE-Hemmern war mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko assoziiert (Odds-Ratio 1,19; 95%-Konfidenzintervall 1,05–1,36).

Auch wenn das Lungenkrebsrisiko nur bei den Anwendern der ACE-Hemmer in den Fall-Kontroll-Studien signifikant erhöht war, war es in den Kohortenstudien trotz fehlender Signifikanz, vor allem im Vergleich zur Anwendung von Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten, erhöht.

Insgesamt wurde die Inzidenzrate für Lungenkrebs mit 1,61% berechnet, was nach WHO-Klassifikation einem häufigen unerwünschten Ereignis entsprechen würde. Deshalb fordern die Studienautoren weitere randomisierte und kontrollierte Studien zum Lungenkrebsrisiko unter ACE-Hemmern.

Quelle

Wu Z, et al. Association between angiotensin-converting enzyme inhibitors and the risk of lung cancer: a systematic review and meta-analysis. Br J Cancer 2022; 17:1–9. doi: 10.1038/s41416-022-02029-5. Online ahead of print.