Fördern Arzneimittel Allergien?

Keine Evidenz für Homöopathie bei akuten Atemwegsinfektionen

Ist ein Kind krank, greift manch ein Elternteil zu einem homöopathischen Mittel. Ein Autorenteam aus Australien hat neuere Studien zu Wirksamkeit und Sicherheit oraler Homöopathika bei pädiatrischen akuten Atemwegsinfektionen ausgewertet und kommt zu dem Schluss: Die Evidenz ist weiterhin gering.

Nur schlecht gemachte Studien zeigten Wirksamkeit

Kinder erkranken pro Jahr drei- bis sechsmal an einer akuten Atemwegsinfektion. Auch wenn die Infekte meist von allein wieder verschwinden, können die Symptome belasten. Ob orale Homöopathika zur Vorbeugung und/oder Behandlung von akuten Atemwegsinfektionen bei Kindern eine Alternative zu konventionellen Arzneimitteln sein können, hat kürzlich ein Autoren-Team aus Brisbane/Australien im Rahmen eines Cochrane-Reviews neu ausgewertet. Es handelt sich um die Aktualisierung einer Auswertung von 2018.

Die Autoren durchsuchten verschiedene gängige medizinische und komplementärmedizinische Datenbanken sowie Studienregister. Sie schlossen in ihre Analyse doppelblinde randomisierte kontrollierte Studien (RCT) oder doppelblinde Cluster-RCT ein, in denen orale Homöopathika mit Placebo oder konventionellen Behandlungen verglichen wurden, um akute Atemwegsinfektion bei Kindern im Alter von 0 bis 16 Jahren zu verhindern oder zu behandeln.

Es konnten drei neue RCT mit 251 Kindern seit der letzten Auswertung identifiziert werden. Insgesamt konnten die Autoren elf Studien mit 1813 Kindern einschließen. All diese Studien konzentrierten sich auf Infektionen der oberen Atemwege, eine Studie umfasste auch Infektionen der unteren Atemwege. In sechs Studien wurden Homöopathika zur Therapie untersucht, in fünf Studien zur Prävention nach ein bis vier Monaten Behandlung. In allen Studien wurden stark verdünnte („potenzierte“) Homöopathika eingesetzt (1×10-4 bis 1×10-200).

Aussagen zu unerwünschten Wirkungen nicht möglich

Viele der Studien wiesen Schwächen auf, darunter methodische Inkonsistenzen, selektive Berichterstattung oder offensichtliche Protokollabweichungen. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz wurde daher für die meisten Endpunkte als niedrig bis sehr niedrig eingestuft.

Die Auswertung zeigte keinen konsistenten Nutzen von Homöopathika im Vergleich zu Placebo auf die Rezidiv- oder Heilungsraten von akuten Infektionen der oberen Atemwege bei Kindern. Die Ergebnisse variierten stark zwischen und innerhalb der Studien, sodass sich kein Beleg für eine Wirksamkeit in dieser Indikation ableiten ließ. Grundsätzlich zeigten alle Studien mit niedrigem Verzerrungsrisiko keinen Nutzen von oralen Homöopathika, während vorteilhafte Wirkungen in Studien mit unklarem oder hohem Verzerrungsrisiko berichtet wurden.

Unerwünschte Ereignisse wurden nur unzureichend gemeldet, sodass die Autoren keine Schlussfolgerungen zur Sicherheit ziehen konnten.

Quelle

Hawke K, et al. Homeopathic medicinal products for preventing and treating acute respiratory tract infections in children. Cochrane Database Syst Rev. 2022 Dec 13;12(12):CD005974. doi: 10.1002/14651858.CD005974.pub6.