Viele Nahrungsergänzungsmittel haben den Ruf, sich positiv auf kardiovaskuläre Risikofaktoren wie erhöhte Cholesterin- und andere Blutfettwerte auszuwirken. Eine Studie sollte nun klären, wie verschiedene Nahrungsergänzungsmittel im Vergleich mit einem Statin abschneiden.
Lipidsenkung ganz ohne Statine?
Wer im Internet nach „natürlichen Wegen, den Cholesterinspiegel zu senken“, sucht, wird schnell fündig. Dazu zählen Basismaßnahmen wie Lebensstiländerungen (Ernährungsumstellung, Rauchverzicht, wenig Alkohol, Gewichtsreduktion, Bewegung). Diese werden meist auch von Ärzten empfohlen – häufig zusätzlich zu einer lipidsenkenden Therapie, z. B. mit Statinen.
Wer Arzneimitteln gegenüber skeptisch ist, findet aber auch zahlreiche Tipps zu Nahrungsergänzungsmitteln (NEM), die teilweise angeblich wahre Wunder vollbringen können. Die Evidenz dafür ist jedoch meistens dünn, manche Präparate bergen sogar Risiken, wie Verbraucherschützer warnen. Trotzdem nehmen viele Patienten diese Mittel ein. Eine Forschungsgruppe hat nun in einer Studie einige dieser Nahrungsergänzungsmittel im Vergleich zu niedrigdosiertem Rosuvastatin und Placebo untersucht, um diese Evidenzlücke zu schließen.
Sechs NEM im Check
190 Probanden mit LDL-Cholesterin-Werten von 70 bis 189 mg/dl nahmen an der prospektiven Single-Center-Studie teil. Sie wurden in acht Gruppen randomisiert:
- 5 mg Rosuvastatin täglich
- Placebo
- 2400 mg Fischöl
- Zimt
- Knoblauchextrakt mit 5000 µg Allicin
- Kurkuma
- Pflanzensterole
- Rotschimmelreis
Die Teilnehmer hatten bisher keine atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (ASCVD), aber ein erhöhtes Risiko dafür. Primärer Endpunkt der Studie war die prozentuale Änderung des LDL-Cholesterin-Werts unter Rosuvastatin im Vergleich mit den genannten NEM oder Placebo. Darüber hinaus wurden andere Lipidwerte und die Effekte der NEM gegenüber Placebo betrachtet.
Vorteil Statin
Unter Rosuvastatin sank der LDL-Cholesterin-Wert signifikant stärker als unter Placebo (–35,2%) und allen NEM. Kein NEM konnte den LDL-Cholesterin-Wert im Vergleich zu Placebo signifikant senken, unter Knoblauchextrakt war sogar ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen (+7,8%). Auch hinsichtlich des Gesamtcholesterins und der Triglycerid-Werte hatte Rosuvastatin den größten Effekt.
Nebenwirkungen traten in allen Gruppen etwa gleich häufig auf (numerisch am häufigsten unter Pflanzensterolen und Rotschimmelreis), mit zwei schweren unerwünschten Ereignissen (einmal in der Placebo-Gruppe, einmal unter Fischöl).
Die Autoren resümieren, dass die Studiendaten keine positiven Effekte der NEM auf den Cholesterin-Wert und andere Blutfettwerte belegen. Daher sollten Patienten über die fehlenden Vorteile aufgeklärt werden.
Quelle
Laffin LJ, et al. Comparative Effects of Low-Dose Rosuvastatin, Placebo, and Dietary Supplements on Lipids and Inflammatory Biomarkers. J Am Coll Cardiol 2023;81:1–12. doi: 10.1016/j.jacc.2022.10.013.