Medikamentöse Wechselwirkungen können auch in der Behandlung von Rheuma kritische Situationen auslösen. Doch nicht alle bekannten Interaktionen sind wirklich relevant.
Mögliche Interaktionen kritisch hinterfragen
Für die Pharmakotherapie rheumatischer Erkrankungen stehen unter anderem diverse DMARDs zur Verfügung. Bei der Auswahl und Dosierung spielen neben der Wirksamkeit mögliche Interaktionen mit anderen Präparaten eine Rolle, wie Prof. Dr. Klaus Krüger, München, auf dem Deutschen Rheumatologiekongress 2022 darstellte. Ungünstig kombiniert könnnen Arzneimittel eine unerwünschte Verstärkung oder Verringerung der Wirkung hervorrufen.
Beispiel Methotrexat
Datenbanken wie drugs.com zeigten zwar übersichtlich mögliche Wechselwirkungen auf, solch ein Interaktionscheck werfe laut Krüger jedoch oft neue Fragen auf. So ergibt die Bewertung von Methotrexat (MTX) problematische Interaktionen mit über 600 Substanzen, 125 davon als wesentlich eingestuft, darunter etwa gängige Biologika wie Adalimumab, Infliximab und Tofacitinib. Es gelte hier zu hinterfragen, was wirklich relevant ist. Beim genauen Hinschauen ergebe sich bei beispielsweise lediglich ein „erhöhtes Infektionsrisiko“.
Keine Gefahr bei MTX plus ASS in der Rheumatologie
Als Beispiel nannte Krüger die häufig angewandte Kombination Methotrexat plus Acetylsalicylsäure (ASS). Interaktionschecks geben hier lebensbedrohliche Interaktionen an, die jedoch nur bei Hoch-Dosierungen beider Wirkstoffe gegeben ist, wie sie etwa in onkologischen Therapien vorkommt. Studien konnten belegen, dass MTX in der üblichen „Rheuma-Dosis“ zusammen mit niedrig dosiertem ASS als Thrombozytenaggregationshemmer keinerlei relevante Wechselwirkungen erzeugt. Ähnlich verhält es sich mit NSAR, die ebenfalls nur in hohen Dosen zum gleichen Einnahmezeitpunkt mit MTX problematisch sein können.
Nicht allein auf Fachinformationen verlassen
Warnhinweise in Fachinformationen seien zudem ohne Berücksichtigung der Evidenz aufgelistet. Eventuelle Interaktionen zwischen MTX und Tetracyclin oder Chloramphenicol seien zu vernachlässigen, ebenso solche unter MTX plus Protonenpumpenhemmer oder Theophyllin. Lachgas, Alkoholkonsum und Trimethoprim-Sulfamethoxazol dagegen seien von großer Bedeutung und bei MTX-Gabe unbedingt zu beachten.
Zudem können nach erst der Veröffentlichung von Fachinformationen relevante Wechselwirkungen bekannt werden, wie bei Metamizol. Das Präparat kann bei gleichzeitiger MTX-Gabe die Hämatotoxizität verstärken und ist vor allem bei Menschen über 80 Jahren als Kombinationspartner zu vermeiden. Der Hinweis findet sich in der Metamizol-Information, nicht aber bei MTX.
Die wichtigsten Interaktionen
Besonders sei das Wechselwirkungspotenzial von Ciclosporin A, Mycophenolat-Mofetil und Metamizol zu beachten, außerdem Interaktionen mit häufig verwendeten Substanzen wie Johanniskraut. Als die wichtigsten relevanten Interaktionen in der Rheumatologie nannte Krüger:
- Methotrexat + Trimethoprim-Sulfomethoxazol (allerdings nicht bei reduzierter Dosis Cotrimoxazol zur Pneumocystis-Prophylaxe)
- Azathioprin + Allopurinol (Febuxostat)
- Konventionelle NSAR (außer Diclofenac) + ASS low dose
- Funktionelle NSAR:
- tNSAR + tNSAR
- tNSAR + Glucocorticoide
- tNSAR + Antikoagulantien
- tNSAR + SSRI
- NSAR + nephrotoxische Substanzen
Evidenz- und Konsens-basierte Empfehlungen zu synthetischen DMARDs aus der Kommission Pharmakotherapie befinden sich derzeit in Revision und werden in Kürze verfügbar sein.
Welt-Rheuma-Tag
Seit 1996 findet am 12. Oktober der Welt-Rheuma-Tag statt. Zu diesem Datum informieren verschiedene Kooperationspartner verstärkt über das Krankheitsbild und Therapiemöglichkeiten. Verschiedene Fachvorträge sind ab November 2022 on demand abrufbar.
Quelle
„Relevante Interaktionen – was der Rheumatologe kennen sollte“, im Rahmen des Deutschen Rheumatologiekongresses 2022 am 1. September 2022, Berlin.