In einer aktuellen Studie wurde untersucht, ob der Einnahmezeitpunkt von Blutdrucksenkern – morgens oder abends – einen Einfluss auf das kardiovaskuläre Outcome hat.
Tagesschwankungen relevant für kardiovaskuläres Outcome?
Ein hoher Blutdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für kardiovaskuläre Ereignisse. Bekanntermaßen reduziert eine adäquate Hypertonietherapie dementsprechend das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulären Tod. Bei den meisten Studien, in denen dies untersucht wurde, wurde die Medikation morgens angewandt.
Üblicherweise unterliegt der Blutdruck Schwankungen über den Tag mit abfallenden Werten über Nacht und erneutem Anstieg am Morgen. Es gibt Hinweise, dass der morgendliche Anstieg mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden ist. Gleiches gilt für Menschen, deren Blutdruck nicht diesem üblichen Rhythmus folgt (z.B. höhere Werte in der Nacht oder wenig Differenz zwischen Tag und Nacht). Eine Therapie am Abend könnte somit vorteilhaft sein.
Einige Studien haben gezeigt, dass bei abendlicher Gabe kardiovaskuläre Ereignisse reduziert waren, andere belegten dies wiederum nicht. Auch für den über 24 Stunden gemessenen Blutdruck waren die Ergebnisse uneinheitlich. Überdies kann der stärker gesenkte nächtliche Blutdruckwert negative Folgen haben (z.B. erhöhtes Risiko für Stürze, Glaukom). Zur Adhärenz zu verschiedenen Tageszeiten gibt es gleichermaßen widersprüchliche Daten.
In der prospektiven TIME-Studie im Parallelgruppen-Design wurden daher nun die morgendliche und abendliche Einnahme hinsichtlich kardiovaskulärer Outcomes untersucht.
Einnahmezeitpunkt nicht relevant
21.104 Patienten nahmen an der Studie teil:
- morgendliche Einnahme zwischen 06:00 und 10:00 Uhr: 10.601 Teilnehmer
- abendliche Einnahme zwischen 20:00 und 24:00 Uhr: 10.503 Teilnehmer
Zusammengesetzter primärer Endpunkt war vaskulär bedingter Tod oder Krankenhauseinweisung aufgrund von nicht-tödlichem Herzinfarkt/Schlaganfall. Medianes Follow-up waren 5,2 Jahre. 529 Teilnehmer der Abendgruppe und 318 der Morgengruppe waren aus dem Follow-up ausgeschieden. Jeweils rund 4% beider Gruppen waren bereits vor Studienende verstorben.
Der primäre Endpunkt trat bei 362 Patienten (3,4%) mit abendlicher und bei 390 (3,7%) mit morgendlicher Einnahme auf (Hazard-Ratio 0,95; p=0,53). Auch in verschiedenen Subgruppenanalysen fanden die Studienautoren keine Unterschiede hinsichtlich der beiden Einnahmezeitpunkte. Hinsichtlich Nebenwirkungen war ebenfalls keine der beiden Gruppen im Nachteil.
Die Autoren resümieren, dass die abendliche Gabe zwar keinen Vorteil biete, aber auch nicht schade. Somit könnten die Patienten ihre Medikamente entweder morgens oder abends einnehmen – je nachdem, wann es für sie am bequemsten ist.
Quelle
Mackenzie IS, et al. Cardiovascular outcomes in adults with hypertension with evening versus morning dosing of usual antihypertensives in the UK (TIME study): a prospective, randomised, open-label, blinded-endpoint clinical trial. Lancet 2022. Published online October 11, https://doi.org/10.1016/S0140-6736(22)01786-X.