Eine frühe antivirale Therapie senkt das Risiko für schwere Covid-19-Verläufe vor allem bei älteren Patienten. Auf einer Presskonferenz der Firma Pfizer wurde betont, welche wichtige Rolle die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern spielt.
Covid-19-Sterblichkeit rückläufig
Dr. Ansgar Rieke vom Gemeinschaftsklinikum Kemperhof, Koblenz, erläuterte, dass zu Beginn der Pandemie die Covid-19-bedingte Sterblichkeit bei 4,5% lag und mittlerweile noch 0,1% beträgt. Das sei nicht nur der derzeit vorherrschenden Omikron-Variante geschuldet, sondern auch der zunehmenden Immunitätsrate der Bevölkerung.
Ältere Personen haben das höchste Risiko
Bei über 60-Jährigen ist die Grundimmunisierung in Deutschland zwar sehr gut, die zweite Auffrischimpfung haben jedoch unter 30% erhalten. Sowohl die Todesrate als auch die Rate hospitalisierter Patienten ist bei über 60-Jährigen, die nicht gegen Covid-19 geimpft sind, deutlich höher. Laut Daten des RKI führen die über 80-Jährigen bei der Hospitalisierungsinzidenz.
Selbst bei vollständig immunisierten Patienten stellt ein Alter ab 65 Jahren noch den größten Risikofaktor für einen schweren Verlauf oder Tod dar.
Risikofaktoren im Zeitalter der Impfung
US-amerikanische Daten mit mehr als 1,2 Millionen Patienten ergaben, dass der führende Risikofaktor für einen schweren Covid-19-Verlauf oder Mortalität nach einer vollständigen Grund-Immunisierung, ein Alter ≥ 65 Jahre ist (aOR 3,22). Weitere Risikofaktoren sind beispielsweise Immunsuppression, chronische Lungenerkrankungen, Lebererkrankungen, Niereninsuffizienz, neurologische Erkrankungen wie Demenz, Schlaganfall oder Lähmungen, Diabetes mellitus und Herzerkrankungen.
Antivirale Therapie bei ambulanten Patienten
Um einen schweren Covid-19-Verlauf zu verhindern, muss die Virusreplikation verhindert werden. Zu Beginn einer Covid-19-Infektion steht diese im Vordergrund. Im Anschluss treten vermehrt Atemwegssymptome auf und bei einem schweren Verlauf kommt es zu einer Inflammationsphase.
Die Therapie mit neutralisierenden monoklonalen Antikörpern wird für die Frühtherapie derzeit nicht mehr empfohlen, da die Wirksamkeit vom Virustyp abhängig ist.
Demnach sind Virustatika in der Frühtherapie derzeit Mittel der ersten Wahl. Die Kombination aus dem Proteaseinhibitor Nirmatrevir und Ritonavir als Booster (Paxlovid®) stellt mit einer Number needed to treat von 18,9 derzeit die wirksamste Therapieoption dar.
Covid-19 ist ambulant geworden
Joachim Palm, Apotheker aus Koblenz, betonte die Rolle der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern bei der Versorgung ambulanter Covid-19-Risikopatienten. Zu beachten ist nicht nur eine frühzeitige Therapie, sondern auch das Risiko für Interaktionen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie Dysgeusie und Diarrhoe, die hauptsächlich durch Ritonavir verursacht werden. Eine Übersicht über häufige Interaktionen mit Paxlovid® bietet die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker.
Nicht nur Hausärzte, die Ihre Patienten am besten kennen und die seit dem 18. August dieses Jahres Paxlovid® direkt an ihre Patienten abgeben können, sondern auch Apotheker spielen in der ambulanten Versorgung eine wichtige Rolle.
Apotheken sind häufig die erste Anlaufstelle für Patienten mit leichten Covid-19-Symptomen. Durch Information und Aufklärung über verfügbare Therapieoptionen kann sich das Risikobewusstsein der Patienten verbessern.
Apotheker haben durch eine Stammkundendatei idealerweise einen Überblick, was diese in den letzten Wochen und Monaten eingenommen haben. Sie können so einen Interaktionscheck durchführen und den Patienten bei der Beratung praktische Hinweise geben oder das Einnahmeschema ausführlich vermitteln. Die Hausärzte wiederum haben einen Überblick über die Nieren- und Leberwerte, um die Paxlovid®-Dosis gegebenenfalls anzupassen.
Quelle
Online-Pressekonferenz von Pfizer Deutschland Paxlovid in der Apotheke – antivirale orale Therapie senkt Risiko für schwere COVID-19-Verläufe am 06.10.2022.